Am Montag sollen Wrackteile untersucht und Opfer identifiziert werden, die Niederlande leitet die Untersuchung. Die USA machen Wladimir Putin inzwischen direkt für den Abschuss mitverantwortlich.

Donezk/Amsterdam. Die Niederlande werden die internationale Identifizierung der Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine koordinieren. Die Experten sollten am Montag zur Absturzstelle fahren, teilte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Sonntagabend in Den Haag mit. Beim Absturz des Passagierflugzeugs über von prorussischen Rebellen kontrolliertem Gebiet waren am Donnerstag alle 298 Menschen an Bord getötet worden, darunter 193 Niederländer.

In der ukrainischen Stadt Charkow werde ein Koordinationszentrum eingerichtet, kündigte Rutte an. Eine Maschine der niederländischen Luftwaffe sollte noch am Sonntagabend mit Mitarbeitern und Material aus Eindhoven nach Charkow abfliegen. „Alle Anstrengungen richten sich nun darauf, die Opfer in ein Gebiet zu bringen, das von der Ukraine kontrolliert wird.“

Putin sagt Unterstützung zu

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte den Niederlanden am Sonntagabendseine Unterstützung bei der Übergabe der sterblichen Überreste der Opfer des abgestürzten Flugzeuges sowie der Flugschreiber zugesichert. Das habe er dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte am Sonntagabend in einem Telefongespräch zugesagt, teilte ein Regierungssprecher in Den Haag mit.

Die Leichname von schätzungsweise 200 Opfern sollen in Kühlwagen in einem Zug bei Tores in der Ostukraine liegen. Prorussische Rebellen blockieren nach unbestätigten Angaben die Abfahrt des Zuges.

Ein Flugzeug der niederländischen Luftwaffe mit forensischen Experten der Polizei und Material für die Identifizierung der Opfer flog am Abend von Eindhoven ab. Im ostukrainischen Charkow sollen die Niederlande ein Koordinationszentrum für die Identifizierung der 298 Opfer einrichten. Bei dem Absturz von Flug MH17 kamen 193 Niederländer ums Leben.

Mutter eines Opfers wendet sich an Russland

Die Mutter eines Opfers von Flug MH17 hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgefordert, die Überführung der Leiche ihres Sohnes und von dessen Freundin möglich zu machen. „Herr Putin, schicken Sie meine Kinder nach Hause. Schicken Sie sie nach Hause. Bitte“, sagte Silene Fredriksz-Hoogzand am Sonntag dem Sender Sky TV am Amsterdamer Flughafen Schiphol.

Sie sei entsetzt darüber, dass die Leichen der 298 Passagiere der am Donnerstag abgeschossenen Malaysia-Airlines-Maschine tagelang in der Sonne liegengelassen worden seien, sagte sie anschließend der Nachrichtenagentur AP in einem Telefoninterview. „Worte können das gar nicht beschreiben. Da sind Leute, die das auf ihrem Gewissen haben. Und da sind Familien, die nie wieder den Körper eines Kindes oder einer Mutter halten können.“

UN-Sicherheitsrat berät über Resolution

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhandelt derzeit über eine Resolution zum Flugzeugabsturz in der Ostukraine. Westlichen Diplomaten zufolge hat Australien einen Entwurf vorgelegt, der von allen Beteiligten, insbesondere den prorussischen Rebellen, eine uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den internationalen Behörden fordert. Gleichzeitig soll das Papier jede Manipulation an der Absturzstelle verbieten.

Eine rasche Abstimmung über die Resolution im Sicherheitsrat galt als unwahrscheinlich. Zwar machen die Australier Druck, am Sonntag war der Entwurf aber noch nicht abstimmungsreif. Zudem gilt die Regel, dass dann bis zur Abstimmung 24 Stunden vergehen müssen. Die Russen haben dem Vernehmen nach noch am Sonntag einen Katalog mit Änderungsforderungen vorgelegt. Weil Moskau sein Veto einlegen kann, ist eine rasche Einigung auf ein starkes Votum unwahrscheinlich.

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