Laut IAEA hat der Iran die Fähigkeit zur Uran-Anreicherung verbessert und den Vorrat von atomwaffenfähigem Material massiv ausgebaut.

Teheran/Wien/Washington. Der jüngste Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zeigt nach Ansicht des Irans, dass das Atomprogramm des Landes keine militärischen Zwecke erfüllt. „Nach zehn Jahren der Inspektionen hat der Bericht erneut bewiesen, dass es keine militärische Abzweigung gegeben hat“, sagte der iranische IAEA- Botschafter Ali Asghar Soltanieh am Freitag der Nachrichtenagentur Isna. Der Report dokumentiere zudem, dass die Urananreicherung ohne jegliche Probleme und unter voller Aufsicht der IAEA verlaufe.

Nach Angaben der IAEA hat die Islamische Republik ihre Fähigkeit zur Anreicherung von Uran massiv ausgeweitet. So hätten Wissenschaftler in der Anlage von Natans 180 moderne Zentrifugen vom Typ IR-2m sowie leere Zentrifugenbehälter installiert, heißt es in einem vertraulichen IAEA-Bericht. Die USA sprachen von einem „weiteren provokativen Schritt“ des Irans. Präsident Barack Obama dürfte in dem Konflikt aber vorerst weiterhin auf Verhandlungen setzen.

Soltanieh erklärte, mit dem Forschungsreaktor in Teheran würden Isotope zur Behandlung von Krebs-Patienten produziert. Nach seinen Worten könnte der Verdacht auf einen militärischen Hintergrund des iranischen Atomprogramms in den Verhandlungen mit der IAEA ausgeräumt werden. Die Gespräche könnten aber nur Erfolg haben, wenn sie nicht politisiert würden.

Sollten die neuen Zentrifugen erfolgreich zum Laufen gebracht werden, könnte der Iran deutlich schneller Uran verdichten und somit früher als bislang erwartet die Fähigkeit zum Bau einer Nuklearwaffe erreichen. Schon jetzt hat die Islamische Republik dem IAEA-Bericht zufolge ihren Vorrat an auf 20 Prozent angereichertem Uran auf 167 Kilogramm erhöht. Als Ausgangsmaterial für den Bau einer Atombombe werden in der Regel 240 bis 250 Kilogramm benötigt.

Zugleich bemängelte die Uno-Atomaufsicht, der Iran habe den internationalen Inspektoren zuletzt keinen Zugang zur Militäranlage in Parchin gewährt. Dies unterlaufe die Bemühungen der IAEA, Licht in das umstrittene Atomprogramm zu bringen. Der Bericht dürfte die Verhandlungen der Sechser-Gruppe mit den iranischen Atomunterhändlern am Dienstag in Kasachstan überschatten.

Ein Sprecher des US-Präsidialamts erklärte, der Iran riskiere eine weitere Isolation, sollten seine Unterhändler bei den anstehenden Gesprächen die Bedenken der internationalen Gemeinschaft nicht zerstreuen können. Das Fenster für Diplomatie sei noch offen, aber es werde sich irgendwann schließen. Eine Sprecherin des Außenministeriums sagte zu dem vertraulichen IAEA-Bericht, die Installation moderner Zentrifugen würde einen „weiteren provokativen Schritt“ bedeuten.

Das britische Außenministerium erklärte, der IAEA-Bericht gäbe Anlass zur Sorge. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte, der Iran bewege sich langsam, aber sicher auf die rote Linie zu. Bereits vor den Vereinten Nationen hatte Netanjahu gefordert, der Iran dürfe nicht einmal für eine einzige Nuklearwaffe Atommaterial besitzen.

Vor allem Israel sieht sich angesichts zahlreicher Vernichtungsdrohungen der iranischen Führung durch das Nuklearprogramm bedroht. Die Regierung in Teheran weist die Vorwürfe zurück und erklärt, das Programm diene rein zivilen Zwecken. Allerdings hat der Iran unabhängige Kontrollen seiner Atomanlagen in der Vergangenheit immer wieder behindert und damit Zweifel an seinen friedlichen Absichten genährt.