Aktivisten berichten von einem Inferno. UN beziffert Zahl der Opfer seit Beginn des Aufstands vor 22 Monaten auf mindestens 60.000.

Beirut. Bei einem schweren Luftangriff auf eine Tankstelle nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus sind nach Angaben von Aktivisten zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Ein Kampfflugzeug vom Typ MiG habe am Mittwoch eine Rakete auf die Zapfstation im Vorort Mleiha abgefeuert, berichtete der örtliche Aktivist Mohammed Said via Skype. Bei dem Angriff seien Dutzende Menschen getötet oder verletzt worden, teilte die in Großbritannien ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Auf einem Amateurvideo waren ein Meter tiefer Krater und mindestens zehn Leichen zu sehen.

Unterdessen bezifferten die Vereinten Nationen die Zahl der Todesopfer seit Beginn des Aufstands gegen die Regierung von Präsident Baschar al Assad vor 22 Monaten auf mindestens 60.000. Aktivisten und die Opposition waren bislang von rund 45.000 Toten ausgegangen. Das Hohe Kommissariat der UN für Menschenrechte teilte am Mittwoch mit, Experten hätten Opferzahlen von sieben verschiedenen Quellen, darunter auch Regierungsangaben, ausgewertet und seien zwischen 15. März 2011 und 30. November 2012 auf 59.648 Todesopfer gekommen. „Wir gehen davon aus, dass bis Anfang 2013 mehr als 60.000 Menschen getötet wurden“, sagte UN-Menschenrechtsbeauftragte Navi Pillay.

Aktivisten berichteten nach dem Luftangriff auf die Tankstelle bei Damaskus von einem regelrechten Inferno. Auf dem Amateurvideo waren mehrere brennende Autos zu sehen und schwarzer Rauch stieg zum Himmel auf. Das Video wirkte authentisch und stand im Einklang mit weiteren Berichten über den Vorfall. „Viele der Leute, die da waren, wurden getötet“, sagte Aktivist Said. „Auf dem Boden liegen Leichenteile.“ Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten viele Fahrer mit ihren Autos vor der Tankstelle gewartet. Wegen der Treibstoffknappheit im Land stehen die Menschen oft stundenlang für Benzin an.

Mehrere Luftangriffe im Großraum Damaskus

Warum die syrische Luftwaffe die Tankstelle angriff, war zunächst unklar. In den vergangenen Tagen war es in der Nähe bereits zu Gefechten zwischen Aufständischen und Regierungstruppen gekommen. Nach Angaben von Aktivisten flog die Luftwaffe auch Angriffe auf die Damaszener Vororte Maadamije und Deir al Asafir. „Seit gestern waren die Luftangriffe sehr heftig“, sagte Said am Mittwoch.

Derweil griffen Rebellen nach Angaben von Aktivisten einen wichtigen Luftwaffenstützpunkt im Norden des Landes an. Die Aufständischen hätten versucht, den Militärflughafen in Taftanas zu stürmen, berichtete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Es habe sich um einen der heftigsten Angriffe auf den Stützpunkt gehandelt, den die Aufständischen seit langem einnehmen wollen. Die syrischen Streitkräfte verteidigten das Gelände demnach mit Hubschraubern und töteten vier Aufständische, ein Helikopter wurde von Gegenfeuer getroffen.

Die Gegner der syrischen Regierung haben ihre Attacken auf wichtige Luftwaffenstützpunkte in den vergangenen Wochen verstärkt, um den Regierungstruppen strategisch wichtige Bastionen rund um die Wirtschaftsmetropole Aleppo abzuringen. Assads mächtige Luftwaffe ist eines der größten Hindernisse für die Umsturzversuche der Aufständischen.