Es hat lange gedauert, bis Romney seine Niederlage eingestand. Auch Obama ließ sich Zeit, bis er vor seinen Anhängern auftrat.

Zwei Stunden nach dem Wahlsieg von Barack Obama trat der gescheiterte Herausforderer Mitt Romney vor seine Wähler und gestand die Niederlage ein.

Mitt Romney: „Ich habe gerade Barack Obama angerufen und ihm gratuliert. Alle verdienen diese Glückwünsche. Ich wünsche insbesondere dem Präsidenten, der First Lady und seinen Töchtern alles Gute. Es ist eine Zeit großer Herausforderungen. Ich bete dafür, dass der Präsident unsere Nation voranbringt. Ich möchte Ann danken, der Liebe meines Lebens. Sie wäre eine wunderbare First Lady gewesen. Für mich, unsere Familie und für viele Menschen, die mit uns zu tun gehabt haben, ist sie es gewesen. Ich bedanke mich bei meine Söhnen, ihren Frauen und ihren Familien. Sie haben viele Stunden außerhalb ihrer Familie verbracht während des Wahlkampfs. Ich möchte mich bedanken beim Team, bei den Freiwilligen, die die Mittel besorgt haben. Dankeschön für all die vielen Arbeitsstunden, die Anrufe, die Mittel, die Gebete. Sie haben uns inspiriert und uns Demut beigebracht. Wir dürfen nicht streiten, wir müssen über die Parteien hinweg arbeiten. Arbeitsplätze zu besorgen, das geht vor - vor aller Politik. Ich habe kandidiert, weil ich mir Sorgen mache um Amerika. Diese Wahl ist vorbei, aber unsere Prinzipien stehen. Wir haben uns voll eingebracht in diesen Wahlkampf, haben alles gegeben. Ich wünschte so sehr, dass ich in der Lage gewesen wäre, das Land in eine andere Richtung zu bringen. Aber das Land hat anders gewählt, hat sich für einen anderen Weg entschieden. Ich bete, dass der Präsident darin Erfolg haben wird, unsere Nation zu leiten. Ich bete für diese großartige Nation. Gott beschütze Amerika.”

Es dauerte noch einmal eine halbe Stunde, bis dann US-Präsident Barack Obama vor seine Anhänger in Chicago trat. Er hielt eine ungewöhnliche lange und für einen Wahlabend ungewöhnlich programmatische Rede.

Barack Obama: „Heute, mehr als 200 Jahre nach der Befreiung aus der Kolonialisierung bewegen wir uns weiter in die Zukunft. Das Land geht voran, ihretwegen. Weil sie diesen Spirit, diesen amerikanischen Geist noch einmal bekräftigt haben. Diesen Spirit, der dieses Land aus der tiefsten Düsternis der Verzweiflung in eine leuchtenden Zukunft geführt hat. Wir sind eine amerikanische Nation und wir stehen als ein Volk zusammen. Heute abend mit dieser Wahl haben Sie, das amerikanische Volk uns noch einmal daran erinnert, dass der Weg, der hinter uns liegt ein harter war. Tief in unseren Herzen wissen wir aber auch, dass für die Vereinigten Staaten das Beste noch vor uns liegt.

Ich möchte allen Amerikanern danken, die zur Wahl gegangen sind, unabhängig davon, ob Sie zum ersten Mal gewählt haben, ob Sie langen anstehen mussten zum wählen - das ist übrigens noch ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen müssen. Egal, ob Sie Ihr Schild für Obama oder für Romney hochgehalten haben. Ich gratuliere Ihnen, Herr Gouverneur Mitt Romney, für Ihre ambitionierte Kandidatur, für ihren Wahlkampf, den sie geführt haben. Wir haben eine wirklich harte Schlacht geführt, aber deshalb, weil wir unser Land so lieben und weil wir so sehr um seine Zukunft besorgt sind. Die Familie Romney hat dem land in der öffentlichen Wahrnehmung viel gegeben. Dafür verdienen sie unsere Ehrerbietung.

Ich möchte meinem Freund und Partner der vergangenen vier Jahre danken, dem besten amerikanischen Kämpfer und Vizepräsidenten, den ich an meiner Seite hätte haben können, Joe Biden.

Und ich wäre nicht der Mann, der ich heute bin, ohne die Frau, die vor zwanzig Jahren meinen Antrag angenommen hat. Ich möchte das auch öffentlich sagen, Michelle ich habe dich nie mehr geliebt als heute. Und ich freue mich, dass sich das Land auch in dich verliebt hat.

Sasha und Malia, vor unseren Augen wachst ihr auf und werdet zwei wunderbare, kluge Frauen, genau wir Eure Mutter. Ich bin so stolz auf Euch. Aber ganz nebenbei: Ein Hund reicht im Weißen Haus.

Sie werden lebenslänglich die Anerkennung des Präsidenten haben. Ich danke, dass Sie den Glauben nicht aufgegeben haben, Sie haben mir geholfen auf dem Weg und haben mich aufrecht erhalten. Ich werde Ihnen stets dankbar sein, für das, was Sie für mich und dieses Land getan haben. Ich weiß, dass politische Kampagnen manchmal kleinlich, oder sogar dümmlich wirken. Deshalb gibt es auch die Zyniker. Wenn sie aber einmal die Chance hätten, zu den Leuten zu sprechen und die Entschlossenheit in den Stimmen junger Leute hören, die nichts anderes im Sinn haben als dieser Kampagne zum Erfolg zu verhelfen, wenn sie die Begeisterung sehen, mit dem sie von Tür zu Tür gehen und noch eine zweite Schicht arbeiten, weil nicht genug andere Leute da sind.

Das ist der Grund, warum wir das tun. Deshalb sind Wahlen nicht kleinlich. Es ist eine großartige Sache. Die Demokratie in einer Nation von 300 Millionen Menschen kann lautstark sein, kann kompliziert sein - wir haben ja alle unterschiedliche Meinungen. Es kommt natürlich zu Kontroversen. Das wird sich heute Abend nicht ändern. Das soll sich auch nicht ändern. Unsere Argumente sind Ausdruck der Freiheit. Menschen in anderen Ländern riskieren für ihr Rede- oder Wahlrecht ihr Leben. Trotz aller Unterschiedlichkeiten teilen wir doch die meisten von uns gewisse Hoffnungen für die Zukunft des Landes. Wir wollen, dass unsere Kinder in die besten Schulen gehen, mit den besten Lehrern. Dass wir Weltmarktführer im technologischen Sektor sind, dass unsere Kinder in einem Land groß werden, das nicht von Ungerechtigkeit geprägt ist. Wir wollen keine Ungleichheit, sondern Chancengleichheit für unsere Kinder. Wir wollen ihnen ein Land hinterlassen, in dem die Zuversicht regiert. Die Zuversicht, dass wir nach dem Krieg den Frieden für jedes Menschenwesen erreichen können.

Wir glauben an ein großzügiges Amerika, das tolerant ist. Wir müssen vorangehen. Wir werden immer Kontroversen haben und uns nie ganz einig sein, wie man dahin kommt. Es gibt nicht den einen Weg, den geraden, den einfachen Weg. Wenn wir schon anerkennen, dass wir gemeinsame Träume und Hoffnungen haben, haben wir ein gemeinsames Band, einen gemeinsamen Weg, den wir gehen müssen.

Unsere Wirtschaft hat sich erholt, ein Jahrzehnt des Krieges geht zu Ende, der lange Wahlkampf ist jetzt zu Ende. Ob ich Ihre Stimme nun verdient habe oder nicht. Ich habe ihnen trotzdem sehr aufmerksam zugehört und Sie haben aus mir einen besseren Präsidenten gemacht. Ich werde noch motivierter ins Weiße Haus zurückkehren und weiter an der Zukunft unserer Nation arbeiten.

Sie wollen, dass wir uns in der Politik auf die Arbeitsbeschaffung für Sie konzentrieren. Ich werde mit den politischen Lagern zusammenarbeiten, für das, was wir nur gemeinsam schaffen können. Das bedeutet nicht, dass Ihre Arbeit auch getan ist. Ihre Rolle als Bürger endet nicht mit der Stimmabgabe. Amerika stellt sich nie die Frage, was das Land für Sie tun kann, sondern was wir für das Land tun können. Das Land ist reicher als jedes andere Land, aber das macht uns nicht wirklich reich. Was Amerika zu einer Ausname macht, ist dass wir die unterschiedlichen Charaktere und Meinungen vertreten. Das Land kann nur erfolgreich sein, weil wir die Verantwortung übernehmen, weil wir für das Land leben und sterben. Ich bin voller Hoffnung heute Abend, weil ich gesehen habe, in welchem Geist Amerika arbeitet. Ich habe Unternehmer gesehen, die eher ihr Gehalt kürzen, als einen Mitarbeiter zu entlassen.

Jeder Amerikaner will, dass unsere Kinder eine blühende Zukunft hat. Heute Abend, trotz all der Härten, die wir durchlebt haben, trotz der Frustrationen in Washington - ich war noch nie größerer Hoffnung für unsere Zukunft als heute. Ich bitte Sie, diese Hoffnung mit aufrechtzuerhalten. Amerika, ich glaube wir können auf den Fortschritt, den wir erreicht haben aufbauen. Wenn Sie an etwas glauben, werden Sie das erreichen, unabhängig Ihrer Rasse oder Herkunft, ob Sie arm oder reich sind, homo- oder heterosexuell, Sie können es erreichen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir diese Zukunft gemeinsam erreichen können. Wir sind als Nation viel größer als die Summe ihrer Bürger. Wir sind keine blauen und roten Staaten, wir sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Danke Amerika. Gott schütze die Vereinigten Staaten.”