Aus Scham über Korruptionsvorwürfe brachte sich Roh Moo Hyun um. “Du wirst immer in unseren Herzen bleiben“, riefen die Menschen. 400.000 kamen zu seiner Beerdigung.

Seoul. Die Straßen glichen einem gelben Fahnenmeer. Hunderttausende von Südkoreanern haben am Freitag im Rahmen eines „Volksbegräbnisses“ in Seoul Abschied von ihrem früheren Präsidenten Roh Moo Hyun genommen. Weil er die Scham über den schweren Korrupionsverdacht, der auf ihm lastete, nicht ertragen konnte, hatte sich der 62-Jährige am Sonnabend vergangener Woche in seinem Heimatort im süden des Landes von einer Felsklippe gestürzt. Etwa 400.000 Menschen erwiesen ihm am Freitag die letzte Ehre.

Ein großer Teil der Menschen trugen Kappen in gelb, der Farbe des Wahlkampfkampagne des früheren liberalen Reformpolitikers. „Du wirst in meinem Herzen für immer unser Präsident sein“, stand auf den Kappen. Der Tod des früheren Menschenrechtsanwalts, der bis Februar 2008 fünf Jahre lang Präsident war, hatte in dem Land große Bestürzung und Trauer ausgelöst.

Roh habe sich sein Leben lang für die Menschenrechte, Demokratie und das Ende autoritärer Regierungen eingesetzt, sagte Ministerpräsident Han Seung Soo bei der zentralen Trauerfeier. Roh sei ein wahrer „Volkspräsident“ gewesen. Er stand auch für die Aussöhnung mit dem kommunistischen Nordkorea, das mit Atombomen- und Raketentests derzeit für Angst und Schrekcen im Süden sorgt. An der Zeremonie nahmen neben Rohs Nachfolger Lee Myung Bak auch die ehemaligen Präsidenten Kim Dae Jung und Kim Young Sam teil.

Ermittlungen wegen seiner möglichen Verwicklung in einen Korruptionsskandal hatten Rohs Ruf als „sauberer Politiker“ jedoch schweren Schaden zugefügt. Bei der Untersuchung ging es im Wesentlichen darum, ob auch Roh oder Familienmitglieder während seiner Amtszeit Schmiergeld von einem Geschäftsmann in Höhe von mehr als vier Millionene Euro erhalten haben. Bei einer Vernehmung Ende April hatte Roh die meisten Vorwürfe zurückgewiesen. Der früher liberale Reformpolitiker hatte in einem Abschiedsbrief verfügt, dass sein Leichnam eingeäschert werde.

Nach den zentralen Beisetzungsfeierlichkeiten im Kyongbok- Königspalast, streng abgeschirmt mit 3000 geladenen Gästen aus dem In- und Ausland, fuhr der Konvoi mit dem Sarg des Verstorbenen durch die Straßen Seouls.