Die Krabbenkutter verlassen die Gewässer an der koreanischen Halbinsel. Südkorea hat seine Alarmbereitschaft erhöht.

Seoul. Chinesische Fischer haben offenbar Angst um ihr Leben. Sie verlassen die Gewässer an der koreanischen Halbinsel je lauter das Säbelrasseln zwischen Nord- und Südkorea wird. Von 280 chinesischen Schiffen zu Beginn der Woche sind jetzt nur noch 140 Kutter übrig. Nicht klar ist, ob die Nordkoreaner die Krabbenfischer dazu aufgefordert haben oder es ihre eigene Entscheidung nach den Atombomben- und Raketentest Anfang der Woche war.

Südkorea hat nach der offenen Kriegsdrohung des Nordens seine Truppen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Die Befehlshaber der 670 000 südkoreanischen und knapp 30 000 im Land stationierten US-Soldaten ordneten die höchste Stufe seit Nordkoreas erstem Atomtest im Oktober 2006 an. Sie unterstrichen damit ihre Einschätzung, dass von Nordkorea eine ernsthafte Gefahr ausgehe, erklärten die Militärs. Die zweithöchste von fünf Stufen sieht auch eine schärfere Überwachung Nordkoreas durch Aufklärungsflugzeuge und Satelliten vor.

Staatliche Nachrichtenagenturen aus Nordkorea heizten die Stimmung weiter an: "Die Pläne einer nordwärts gerichteten Invasion durch die USA und die südkoreanische Marionettenregierung haben das alarmierende Niveau überschritten", hieß es. "Ein kleiner versehentlicher Zwischenfall kann zu einem Atomkrieg führen."

Die USA haben die Planung eines Militäreinsatzes mehrfach dementiert. Außenministerin Hillary Clinton warnte das Regime in Pjöngjang allerdings vor Konsequenzen. Nordkorea missachte die internationale Gemeinschaft und verhalte sich "provokant und aggressiv", sagte Clinton. Russland wandte sich indes gegen weitere Maßnahmen. Der Sprecher des Außenministeriums sagte, jetzt seien Zurückhaltung, Geduld und Gespräche gefragt. "Wir müssen eine politische Lösung finden." Russland habe aber keine Einwände gegen eine neue Uno-Resolution.

Derweil bereitete sich Südkorea laut der "Chosun Ilbo", der größten Tageszeitung des Landes, auf militärische Zwischenfälle wie Artillerie- oder Raketenbeschuss nahe einer umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer vor. Bereits 1999 und 2002 war es dort zu Seegefechten zwischen den Nachbarn gekommen.

Im Uno-Sicherheitsrat bahnt sich inzwischen eine Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea an. Die Mitglieder seien sich im Grundsatz über ein härteres Vorgehen einig, sagte der französische Außenminister Bernard Kouchner. Im Gespräch sind demnach ein Import- und Exportverbot aller Waffen und nicht wie bisher nur schwerer Waffen, das Einfrieren von Vermögenswerten und Reiseverbote für Vertreter des kommunistischen Landes sowie Handelseinschränkungen für weitere nordkoreanische Firmen. Experten zufolge zeigten die bisherigen Sanktionen gegen Pjöngjang kaum Wirkung, weil sie nicht vollständig umgesetzt wurden und Nordkorea bereits jetzt eines der isoliertesten Länder weltweit ist.