Obwohl sein Kredit im Westen verbraucht ist, will Hamid Karsai noch einmal Präsident werden. Seine Chancen werden mit jedem Terroranschlag gemindert.

Kabul. Der afghanische Präsident Hamid Karsai bewirbt sich im August um eine Wiederwahl. Es habe in seiner ersten Amtszeit einige Fehler gegeben, er wolle dem afghanischen Volk aber weiter dienen, sagte Karsai bei der offiziellen Registrierung als Kandidat.

Für Überraschung sorgte, dass Karsai den ehemaligen tadschikischen Milizenführer Mohammad Kasim Fahim zu seinem ersten Stellvertreter machen will. Zweiter Vizepräsident soll wieder Karim Khalili werden, ein Führer der Volksgruppe der Hasara.

Fahim war in der Übergangsregierung nach dem Sturz der Taliban bereits Vizepräsident unter dem Paschtunen Karsai, nach der Wahl 2004 wurde er jedoch gegen Ahmad Sia Massud ausgewechselt, den Bruder des von Al Kaida getöteten Widerstandskämpfer Ahmad Schah Massud.

Ein bedeutender Konkurrent Karsais, der Gouverneur von Nangarhar, Gul Agha Schersai, hatte nach einem mehrstündigen Gespräch mit dem Präsidenten am vergangenen Freitag auf seine Kandidatur verzichtet. Ein Herausforderer Karsais, der ehemalige Außenminister Abdullah, hat die Papiere für seine Kandidatur noch nicht bei der Wahlkommission eingereicht.

Karsais Popularität ist zuletzt wegen der anhaltend instabilen Sicherheitslage und der stagnierenden Entwicklung des Landes deutlich gesunken. Trotzdem werden ihm bei der Wahl am 20. August mangels starker Gegenkandidaten gute Chancen eingeräumt.

Bei zwei Bombenanschlägen und einem Angriff Aufständischer wurden unterdessen mindestens 24 Menschen getötet. Bei einem Selbstmordanschlag auf den Bürgermeister der Provinzhauptstadt von Laghman wurden sechs Menschen getötet. Unter den Opfern des Anschlags in Mehterlam waren laut Behördenangaben auch der Bürgermeister und sein Neffe. Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe in der Provinz Sabul wurde eine Großfamilie auf einem Traktor in den Tod gerissen. Zwölf Menschen wurden getötet. Andernorts in der gleichen Provinz griffen Aufständische einen Konvoi an und töteten laut Behörden sechs Sicherheitsleute.