Die deutschen Soldaten in Afghanistan “retten uns nicht“, sagt der Gouverneur der Provinz Kundus. Er setzt seine Hoffnungen in die Amerikaner.

Kundus. Der Gouverneur der nordafghanischen Unruheprovinz Kundus hat den dortigen Einsatz der Bundeswehr als „wirkungslos“ kritisiert. Angesichts der schlechten Sicherheitslage in der Region forderte Gouverneur Mohammad Omar in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Kundus mehr amerikanisches Engagement. „Wir haben einen Feind und wissen, dass er uns töten will“, sagte er mit Blick auf die Taliban. „Unsere (deutschen) Freunde beobachten das und retten uns nicht. Nun müssen wir unsere anderen (amerikanischen) Freunde bitten, uns zu retten.“ Omar verteidigte zugleich den von der Bundeswehr im vergangenen September angeordneten Luftangriff.

Omar sagte, er und der Provinzrat hätten vorgeschlagen, dass von den 30 000 zusätzlichen US-Soldaten in Afghanistan 3000 alleine in Kundus stationiert würden. „Wenn man den Terrorismus beseitigen will, sind ernsthafte Handlungen gefragt.“ Die deutschen Soldaten wollten möglicherweise gegen die Taliban vorgehen, der Bundestag lege ihnen aber Steine in den Weg.

Erst gestern hatte die Bundesregierung angekündigt, ihr Engagement in Afghanistan auszuweiten. So will sie unter anderem die jährliche Entwicklungshilfe auf 250 Millionen Euro verdoppeln. Zudem soll die Zahl der Polizeiausbilder auf 200 steigen, wie der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte. Diese Angebote werde Deutschland auf der Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London der internationalen Gemeinschaft unterbreiten.

Ob es auch Veränderungen beim Bundeswehrkontingent geben werde, ließ Polenz offen. Befürchtungen der FDP, dass London zu einer reinen Truppenstellerkonferenz werden könnte, teilte der Ausschussvorsitzende nicht. „Es wird eine komplexe, breit gefächerte und anspruchsvolle Agenda geben.“ Dazu gehörten die fünf Hauptpunkten Sicherheit und Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte, gute Regierungsführung, Wiederaufbau, regionale Zusammenarbeit und Reintegration von Gegnern der afghanischen Regierung, sagte Polenz.

Die Festsetzung eines festen Abzugstermins sei in London nicht angedacht. „Wir können nicht unverichteter Dinge abziehen, denn das hätte fatale Folgen“. Dies würde den Taliban zu einem Aufschwung verhelfen und die Afghanen gefährden, die mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten. „Wir werden Afghanistan nicht im Stich lassen.“