Der heute 76-Jährige soll Gefälligkeitsjobs an Parteifreunde vergeben haben. Es geht um ein System von Günstlingswirtschaft.

Paris. Der frühere französische Staatschef Jacques Chirac muss sich vor Gericht verantworten, weil er in seiner Zeit als Bürgermeister von Paris etliche Gefälligkeitsjobs an Parteifreunde vergeben haben soll. In dem Verfahren geht es um 21 verdächtige Arbeitsverträge im Rathaus, teilte Chiracs Büro am Freitag mit. Neben dem ehemaligen Präsidenten seien neun weitere Verdächtige angeklagt.

Chirac sehe dem Prozess „gelassen“ entgegen und werde zeigen, dass es sich nicht um Scheinarbeitsverhältnisse gehandelt habe. Es ist das erste Mal, dass ein Verfahren gegen einen ehemaligen französischen Präsidenten eingeleitet wird. Die Staatsanwaltschaft Paris hatte im September eine Einstellung des Verfahrens gefordert.

Im Laufe des Ermittlungsverfahrens habe die Justiz 481 Arbeitsverträge im Rathaus geprüft, erklärte Chiracs Büro. Dass nun nur über 21 Verträge verhandelt werde, schließe „ein System“ zu seiner Zeit als Bürgermeister von 1977 bis 1995 aus. Der Altpräsident hatte die fraglichen Verträge zu Beginn der Ermittlungen als „rechtmäßig und notwendig“ bezeichnet. Zudem seien sie vom Stadtrat genehmigt gewesen.

Die französische Justiz hatte ein halbes Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt im Mai 2007 ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Als Staatschef war er vor strafrechtlicher Verfolgung geschützt gewesen. (AFP)