Noch genießt Chirac Immunität. Im Sommer ändert sich das. Die Finanzermittler warten bereits . . .

PARIS. Der französische Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy hat Amtsinhaber Jacques Chirac laut einem Zeitungsbericht Schutz vor Justizermittlungen nach Ablauf von dessen Immunität zugesichert. Im Gegenzug habe sich Chirac im Wahlkampf hinter den UMP-Chef gestellt, berichtete das Magazin "Le Canard Enchaine" gestern. Sarkozy und das Präsidialamt wiesen die Darstellung zurück.

Als Präsident ist Chirac seit zwölf Jahren vor Strafverfolgung geschützt, seine Immunität endet im Sommer. Wegen mehrerer Skandale drohen Chirac noch Verfahren, am bedrohlichsten für den Staatschef ist eine Parteifinanzierungsaffäre aus seiner Zeit als Pariser Bürgermeister von 1977 bis 1995.

Sarkozy habe dem Präsidenten für den Fall seiner Wahl versprochen, "jedes juristische Störfeuer zu stoppen", berichtete das investigative Satiremagazin unter Berufung auf das Umfeld Chiracs. Der Ex-Innenminister wolle noch im Juli eine Justizreform durchsetzen, wonach alle Verfahren für einfache Delikte nach spätestens zehn Jahren geschlossen werden müssen. "Ältere Verfahren, in denen noch ermittelt wird, werden einfach abgebrochen", schreibt "Le Canard Enchaine". Die Ermittlungen gegen Chirac ruhen seit seinem Amtsantritt 1995, eine Wiederaufnahme wäre demnach unmöglich.

"Die Behauptungen sind haltlos", verlautete aus dem Élysee-Palast. Der Bericht enthalte "keinen Wahrheitsgehalt", erklärte Sarkozy. "Das Justizsystem ist unabhängig", sagte er, allerdings steht der Staatschef gemäß Verfassung über der Justiz.

Das Verhältnis von Chirac und Sarkozy ist angespannt. Sarkozy bemächtigte sich gegen den Willen Chiracs der von ihm gegründeten konservativen Regierungspartei UMP, die Sarkozy im Januar zu ihrem Kandidaten nominierte. Chirac sicherte Sarkozy erst nach monatelangem Zögern im März seine Unterstützung zu. In Umfragen liegt Sarkozy elf Tage vor der ersten Wahlrunde vor der sozialistischen Kandidatin Segolène Royal und dem Zentrumskandidaten François Bayrou.