PARIS. Kaum war er im Amt, hagelte es Spitznamen - "Super-Sarko", "Omnipräsident", "Hyperpräsident". Nicolas Sarkozy hatte zwar einen "Bruch" angekündigt, aber der Tatendrang des im Mai vereidigten französischen Präsidenten überraschte dann doch viele Franzosen. Morgen ist er 100 Tage an der Macht.

Medienwirksame Ereignisse zählen für Sarkozy. In der Außenpolitik demonstriert der Staatschef des Irak-Kriegsgegners Frankreich neue Nähe zu US-Präsident George W. Bush. Das Verhältnis zu Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wirkt dagegen gespannt.

Den meisten Franzosen gefällt nach dem zuletzt passiv wirkenden Vorgänger Jacques Chirac der zupackende Sarkozy: 64 Prozent finden es laut einer Umfrage gut, dass er sich fast immer "in vorderste Front" begibt. Die zweite Staffel der "Sarko-Show" dürfte für den Hauptakteur mehr Widerstände bringen: Die Gewerkschaften drohen wegen seiner Reformpläne für den öffentlichen Dienst mit Streik. Und weil die Wirtschaftslage immer unsicherer erscheint, könnten die milliardenschweren Steuergeschenke aus der ersten Reformrunde schnell zu einer Belastung werden.

In Europa habe Sarkozy mit seinem "in alle Richtungen gehenden Aktivismus" viele verärgert, sagt Dominique Moïisi vom Institut für internationale Beziehungen (IFRI). Überrumpelt habe er die EU-Partner mit dem Coup während der Befreiung der bulgarischen Krankenschwestern in Libyen. Nach jahrelangen Vorbereitungen Brüssels schickte Sarkozy seine Frau Ceecilia nach Tripolis und ließ sie die Freigelassenen dann medienwirksam nach Hause begleiten. Sarkozy selbst vereinbarte anschließend ein Waffengeschäft und den Bau eines Atomkraftwerks mit der libyschen Regierung.