Die Chancen von Herausforderer Abdullah Abdullah sinken. Karsai führt mit 43 Prozent. Ein US-Hubschrauber verlor Wahlurnen.

Kabul. Bei der Präsidentenwahl in Afghanistan hat sich Amtsinhaber Hamid Karsai nach einem weiteren Zwischenergebnis von seinem schärfsten Rivalen Abdullah Abdullah abgesetzt. Nach Auszählung von etwa 17 Prozent der Stimmen lag Karsai mit 43 Prozent neun Punkte vor dem früheren Außenminister, wie die Wahlkommission mitteilte.

Nach Vorlage des ersten Zwischenstands hatte sich zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Spitzenkandidaten angedeutet. Die Auszählung wird noch einige Tage andauern. Mit einem endgültigen Ergebnis wird gegen Ende kommender Woche gerechnet. Um eine Stichwahl Anfang Oktober zu verhindern, benötigt Karsai mehr als 50 Prozent der Stimmen. Die radikal-islamischen Taliban wiesen derweil Vorwürfe zurück, wonach sie am Dienstag den seit mehr als einem Jahr schwersten Anschlag in Afghanistan verübt haben sollen. „Wir sind nicht verantwortlich und wir verurteilen die Tat“, sagte Taliban-Sprecher Kari Jusuf der Nachrichtenagentur Reuters.

43 Menschen wurden am Vorabend nach jüngsten Angaben des Innenministeriums in Kabul getötet und 65 weitere verletzt, als in der südafghanischen Taliban-Hochburg Kandahar eine Bombe in einem Lkw ferngezündet wurde. Mehrere Gebäude, darunter Geschäfte, stürzten ein. Ein Restaurant fing Feuer. Wenige Stunden später hatte ein Taliban-Kommandeur aus der Nachbarprovinz Helmand eine SMS an einen Reuters-Reporter gesendet und sich darin zu dem Anschlag bekannt. Jusuf widersprach dem. „Das könnte Regierungspropaganda sein“, sagte er.

Für vorübergehende Aufregung sorgte ein Zwischenfall an Bord eines US-Militärhubschraubers. Dieser verlor während eines Flugs 25 Wahlurnen über den Bergen Nuristans, wie ein US-Offizier der Nachrichtenagentur Reuters sagte. 15 Urnen seien inzwischen geborgen worden. Auf das Ergebnis der Abstimmung hat der Fall jedoch nach Angaben der Wahlkommission keine Auswirkung: Die Stimmen seien bereits ausgezählt gewesen.