Die Polizei im Jemen hat das Versteck, der am Sonntag verschleppten Familie aus Schleswig-Holstein ausfindig gemacht. Die Entführer fordern die Freilassung zweier Clan-Mitglieder.

Sanaa. Das Haus in der östlich von Sanaa gelegenen Ortschaft Nabaah sei bereits eingekreist worden. "Sicherheitskräfte haben das Haus isoliert und alle Zufahrten gesperrt", sagte ein Beamter aus dem Innenministerium. Ein Angriff sei aber mit Rücksicht auf die Sicherheit der drei Geiseln nicht geplant. Die jemenitischen Behörden sicherten zu, dass sie keine gewaltsame Befreiung versuchen werden.

Die arabische Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" berichtete am Dienstag, die während eines Ausflugs zusammen mit ihren Eltern verschleppte deutsche Architektin Julia T. habe in einem Telefonat mit der Zeitung erklärt, es gehe ihr gut. Sie und ihre Eltern hätten keine Angst, weil sie den Jemen gut kennen. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die Entführer das Telefonat zwischen den Journalisten und der Geisel mit anhörten.

Die Architektin arbeitet seit zehn Jahren im Jemen. In einem Projekt der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der lokalen Behörden hatte sie sich um den Erhalt historischer Gebäude gekümmert. Einer der Geiselnehmer sagte im Telefongespräch mit "Al-Sharq al-Awsat", alle früheren Versuche seines Clans, eine Einigung mit der Regierung zu erzielen, seien "in einer Sackgasse geendet". Deshalb habe seine Familie nun die Ausländer entführt.

Die Geiselnehmer vom Stamm der Bani Dhabian hatten die drei Deutschen außerhalb der Stadt Radaa in ihre Gewalt gebracht, um die Freilassung von zwei Mitgliedern ihres Clans zu erzwingen. Der Sohn und der Bruder des Anführers der Entführerbande, Abdu-Rabu Saleh al- Tam, sitzen wegen der Entführung von fünf jemenitischen Ingenieuren im vergangenen Jahr im Zentralgefängnis von Sanaa. Der Clan hatte die Ingenieure sechs Monate lang festgehalten. Für die Freilassung derdrei Deutschen verlangt Al-Tam von der Regierung dem Vernehmen nach außerdem 40 Millionen Riyal (rund 160 000 Euro) Entschädigung für ein Grundstück in Sanaa, da sich die Familie nach einem Geschäft betrogen fühlt.