Im Jemen sind drei Deutsche entführt worden. Sie wurden bereits am Sonntag rund 150 Kilometer von der Hauptstadt Sanaa entfernt verschleppt, wie...

Sanaa/Berlin. Im Jemen sind drei Deutsche entführt worden. Sie wurden bereits am Sonntag rund 150 Kilometer von der Hauptstadt Sanaa entfernt verschleppt, wie jemenitische Sicherheitskräfte und das Auswärtige Amt gestern mitteilten. Nach Angaben von jemenitischen Stammesvertretern handelt es sich bei den Entführern um Mitglieder eines Stammes aus der Region Bani Dhabjane.

Die Entführten sind Diplomaten zufolge eine Deutsche, die im Jemen arbeitet, und ihre Eltern. Das Paar sei zu Besuch im Jemen und bei einem Ausflug in der Region El Bajda entführt worden.

Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte die Entführung, äußerte sich jedoch nicht zur Identität der Geiseln. Aus jemenitischen Sicherheitskreisen verlautete, die Entführte habe für die Uno im Jemen gearbeitet. Nach Angaben eines Stammesvertreters ist sie hingegen für eine deutsche Entwicklungsorganisation tätig, die Abwassersysteme im Jemen einrichtet.

Die Entführer verschleppten ihre Geiseln in die Region Bani Dhabjane, rund 80 Kilometer östlich von Sanaa, hieß es aus jemenitischen Sicherheitskreisen. Dabei handele es sich um ein bergiges Gebiet, das nur schwer zugänglich sei.

Die drei Deutschen seien an einem sicheren Ort, bei guter Gesundheit und würden wie "Gäste" behandelt, hieß es aus Stammeskreisen. Ihre Entführung sei dazu bestimmt, Druck auf die Behörden auszuüben. Die Entführer forderten für die Freilassung der Geiseln die Entlassung zweier inhaftierter Stammesangehöriger, die vor vier Monaten wegen Gebietsstreitigkeiten festgenommen wurden. "Einer der Entführer fordert die Freilassung seines Sohnes sowie seines Bruders, die seit ihrer Festnahme vor vier Monaten ohne Prozess festgehalten werden", sagte ein Stammesvertreter aus dem Umfeld der Entführer.

In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen mehr als 200 Ausländer von unterschiedlichen Stämmen entführt. Oft geht es dabei um Auseinandersetzungen mit der Regierung. Die Entführungen endeten zumeist unblutig. Allerdings wurden im Dezember 1998 drei Briten und ein Australier bei einer Befreiungsaktion getötet.

Ende 2005 waren auch der deutsche Ex-Diplomat Jürgen Chrobog und dessen Familie entführt worden. Chrobog war zuvor lange Zeit als Unterhändler der Bundesregierung bei Geiselnahmen tätig gewesen. Die Familie kam nach wenigen Tagen wieder frei.