Unabhängigkeit von Südossetien und Abchasien anerkannt. Nato-Staaten reagieren empört. Merkel: Nicht akzeptabel!

Neue Eiszeit zwischen Ost und West: Russland hat ungeachtet scharfer Warnungen der Nato-Staaten die Unabhängigkeit der von Georgien abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien formell anerkannt. Präsident Dmitri Medwedew sicherte den Regionen militärischen Beistand zu. Gleichzeitig setzte er die Zusammenarbeit Russlands mit der Nato für zunächst ein halbes Jahr aus. Mit Blick auf die geplante US-Raketenabwehr in Osteuropa drohte er: "Wir werden reagieren müssen, natürlich auf militärische Weise."

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In einer TV-Ansprache sagte Medwedew: "Wir haben vor nichts Angst, auch nicht vor einem neuen Kalten Krieg." Allerdings wolle Russland diesen nicht. Vor der Rede hatte sich der Präsident demonstrativ mit seinem Amtsvorgänger, Premier Wladimir Putin, beraten. Südossetien und Abchasien, so Medwedew, müssten vor weiteren "Aggressionen" Georgiens bewahrt werden. Dies sei die einzige Möglichkeit, das Leben der Menschen dort zu schützen.

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In beiden Gebieten kam es nach der Anerkennung zu Freudenkundgebungen. Georgien dagegen sprach von einer "offenen Annexion georgischen Territoriums". "Die Entscheidung ist komplett illegal und ohne rechtliche Grundlage", sagte Präsident Michail Saakaschwili in einer Rede an die Nation.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete während ihres Besuchs in Vilnius (Litauen) das Vorgehen des Kremls als "absolut nicht akzeptabel". Es sei ein Bruch des Völkerrechts. Russland habe damit "die Gegebenheiten der Weltpolitik" verändert. Die Kanzlerin kündigte an, noch vor dem EU-Sondergipfel am Montag zu Georgien mit Medwedew sprechen zu wollen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mahnte in "Bild": "Die Spirale der Provokationen muss aufhören, und zwar sofort! Sonst kann die Lage schneller außer Kontrolle geraten, als wir glauben. Wenn wir nicht aufpassen, gerät die gesamte Sicherheitsarchitektur in Europa ins Wanken - mit unabsehbaren Folgen für uns alle." Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte in Washington, Moskau verspiele mit dem "irrationalen Beschluss" sein Ansehen in der Welt. Amerika werde im Uno-Sicherheitsrat eine "schnelle Antwort" geben. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon warnte, die Entwicklung könne "weitreichende Folgen" haben. Schwedens Außenminister Carl Bildt sagte: "Russland hat den Weg der Konfrontation mit Europa gewählt. Es ist ein Spiel mit dem Feuer."

Heute sollen zwei Schiffe der US-Küstenwache Hilfsgüter in den georgischen Schwarzmeerhafen Poti bringen. Dort sind immer noch russische Truppen stationiert.

Filmberichte zum Georgien-Konflikt