Russland setzt seine strategischen Interessen durch. Der Westen pocht auf das Völkerrecht.

Die Kamera blickt schräg von unten auf Dmitri Medwedew. Sie soll den klein gewachsenen Kremlchef bei seinem Auftritt imposanter erscheinen lassen. Eingerahmt vom doppelköpfigen Adler und der russischen Trikolore trägt Medwedew nahezu mit Grabesstimme seine Erklärung vor, die die Beziehungen seines Landes zur Nato und zum Westen insgesamt erschüttern dürfte.

Nach einer Auflistung internationaler Völkerrechtsdeklarationen bis hin zur Schlussakte von Helsinki kommt Medwedew zum entscheidenden Satz. "Ich habe im Namen der Russischen Föderation die Anordnungen über die Anerkennung der Unabhängigkeit Südossetiens und der Unabhängigkeit Abchasiens unterschrieben", sagte Russlands Präsident kurz vor Abschluss seiner kurzen Erklärung. Das wiederholt aggressive Verhalten Georgiens habe ihm keine andere Wahl gelassen. In der Südossetien-Frage hat der Kreml - kompromisslos und beratungsresistent - seine strategischen Interessen im Machtkampf mit dem Westen durchgesetzt. Dem bleibt nun nichts, als zu protestieren:

Deutschland: Russlands Handeln sei "absolut nicht akzeptabel", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Dieses widerspricht dem Prinzip der territorialen Integrität, einem grundlegenden Prinzip des internationalen Völkerrechts."

Frankreich: "Wir betrachten das als bedauerliche Entscheidung", sagte ein Sprecher des französischen Außenministeriums. Paris halte weiter an der "territorialen Integrität Georgiens" fest.

OSZE: Der finnische Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verurteilte das Vorgehen seines Mitglieds Russland. Dies sei "ein Verstoß gegen grundlegende OSZE-Prinzipien".

Europarat: Moskau sabotiere mit der Anerkennung die Aussichten auf eine Verhandlungslösung, warnte der Generalsekretär des paneuropäischen Staatenbundes, Terry Davis. Der Schritt Moskaus stehe in eklatantem Widerspruch zu dem Prinzip der territorialen Unverletzlichkeit, die Moskau in der Vergangenheit immer verteidigt habe.

Nato: Die Entscheidung bedeute eine direkte Verletzung zahlreicher Entschließungen des Uno-Sicherheitsrats zur territorialen Integrität Georgiens, sagte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer. Das Verhalten Russlands stelle Russlands Bekenntnis zu Frieden und Sicherheit im Kaukasus infrage.

USA: US-Außenministerin Condoleezza Rice nannte den Schritt "bedauerlich". Abchasien und Südossetien befänden sich "offensichtlich innerhalb der internationalen Grenzen Georgiens, die durch mehrere Resolutionen der Vereinten Nationen anerkannt werden".

Großbritannien: Die Anerkennung der beiden Regionen durch Russland sei "nicht zu rechtfertigen und nicht akzeptabel", kritisierte der britische Außenminister David Miliband. Der Schritt "heizt eine bereits angespannte Situation weiter an. Und ist zum Scheitern verurteilt."

Georgien: Die Anerkennung durch Moskau habe "keinerlei rechtlichen Wert". Sie werde "schwere politische Folgen" für Russland haben.