“Nabucco ist vom Konflikt in Georgien nicht betroffen.“ Davon ist der Sprecher des Gaspipeline-Projekts, Christian Dolezal, gegenüber dem Abendblatt...

Hamburg/Wien. "Nabucco ist vom Konflikt in Georgien nicht betroffen." Davon ist der Sprecher des Gaspipeline-Projekts, Christian Dolezal, gegenüber dem Abendblatt überzeugt. Die Röhre, benannt nach der gleichnamigen Oper von Giuseppe Verdi, soll über 3300 Kilometer von der Ost-Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich führen.

Rund 4,6 Milliarden Euro kostet das Projekt. Mit dem Bau soll im Frühjahr 2010 begonnen werden, und drei Jahre später könnten bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich aus dem kaspischen Raum, zum Beispiel aus Aserbaidschan , Kasachstan und Iran gen Westen strömen. Am Konsortium beteiligt sind die Energiegesellschaften OMV (Österreich), MOL (Ungarn), Transgaz (Rumänien), Bulgargaz (Bulgarien) und Botas (Türkei).

Nabucco braucht als Zuleitung in die Osttürkei jedoch noch die Südkaukasus-Pipeline - und die führt von Aserbaidschan über Georgien als Transitland.

Moskau passt das Projekt Nabucco überhaupt nicht. Es führt nicht über russisches Territorium, aber Moskau möchte Europas Abhängigkeit von russischem Gas erhalten. Deshalb will der Energiekonzern Gazprom mit dem italienischen Energielieferanten Eni die 900 Kilometer lange Pipeline "South Stream" bauen. Sie soll Gas durchs Schwarze Meer nach Bulgarien und weiter nach Österreich liefern - eine echte Konkurrenz für Nabucco.

Die russischen Angriffe in Georgien haben gezeigt, wie weit der Kreml gehen kann, um etwas gegen konkurrierende Energielieferungen aus dem Kaukasus zu unternehmen. Sollte Nabucco an der steigenden Verunsicherung der Investoren scheitern, denn die sind immer noch bei der Klärung rechtlicher Fragen, wäre das wirtschaftlich wohl eine der gravierendsten Folgen der Angriffe auf Georgien.