Vor neun Monaten erschütterte ein Massenaufstand Birma. An der Spitze standen buddhistische Mönche. Zum Leitungsstab der noch immer aktiven Widerstandsgruppe "All Burma Monks Association" gehört Ashin Pyinnya Jota (48). Er floh vor zwei Monaten nach Thailand. Dort sprach er unmittelbar vor dem verheerenden Zyklon mit der Katholischen Nachrichtenagentur über den Entwurf einer neuen birmanischen Verfassung, über denSonnabend abgestimmt werden soll.


Wie stehen die Mönche zum Verfassungsentwurf?

Ashin Pyinnya Jota:

Die Verfassung ist eine Farce. Die oppositionelle NLD hat die Wahlen 1990 gewonnen, und die Militärregierung hat dem Volk versprochen, die Macht abzugeben. Das ist nicht geschehen. Die Regierung belügt die Weltöffentlichkeit und die Vereinten Nationen. Sie meint es nicht ernst mit der Verfassung und dem Übergang zur Demokratie.



Wird das Regime eine Mehrheit für ein Nein akzeptieren?

Jota:

In den Botschaften in Singapur, Bangkok und in anderen Ländern konnten Auslandsbirmaner schon abstimmen. Damit wollte die Militärregierung demonstrieren, dass die Wahl frei und fair ist. In Birma sieht das anders aus. Wenn sie die Abstimmung verlieren, werden sie das Ergebnis manipulieren. Die Regierung wird nicht die Macht abgeben - weder an die NLD noch an andere Gruppen.



Das Regime sieht sich als Beschützer des Buddhismus. Sind die Generäle noch Buddhisten?

Jota:

Lassen Sie mich an die Zeit der britischen Kolonialherrschaft in Birma erinnern. Die Briten waren Christen - aber sie haben weder buddhistische Mönche umgebracht noch haben sie Klöster überfallen und durchsucht. Diese Militärregierung hat in mehr als 200 Klöstern Razzien durchgeführt, Mönche verhaftet, ermordet und inhaftiert. Sie sind keine wirklichen Buddhisten.