Kommentar

Im Falle des Irak-Konfliktes vor fast fünf Jahren glich die Lage von politischen Analysten und Medien der von Zuchtchampignons: Man hielt sie im Dunkeln und deckte sie mit Mist zu.

Offenbar wollen die 16 amerikanischen Geheimdienste, voran die CIA, nicht noch einmal mit retuschierten Berichten Vorwände für einen Krieg liefern. Die unter Bruch aller Geheimdienst-Traditionen erfolgte vorzeitige Veröffentlichung ihres Iran-Berichtes entzieht der offensiven Politik des eigenen Präsidenten die Grundlage. George W. Bush, in Sachen Teheran in ständigem Sturmlauf begriffen, steht unversehens da wie der Kaiser mit seinen nicht vorhandenen Kleidern. Der Geheimdienst-Rapport dürfte Befürchtungen über einen US-Militärschlag gegen Irans Atomanlagen zunächst einmal entkräften.

Wenn er denn zutrifft - was die Irak-Berichte von CIA und Co. damals ja nicht taten. Und in dieser Unsicherheit liegt ein inakzeptables Risiko - vor allen Dingen für Israel. Dem Judenstaat ist von Irans irrlichterndem Präsidenten Ahmadinedschad immerhin die Vernichtung angedroht worden.

Der Bericht der US-Geheimdienste ist zum einen Symptom für die Rekonvaleszenz des politischen Systems der USA, sie ist zum anderen eine Steilvorlage für die Entschärfung der schwelenden Iran-Atom-Krise. Nun ist es an Teheran, den zweiten Schritt zu tun. Indem der Iran zum Beispiel der Uno ungehinderten Kontrollzugang zu allen verdächtigen Atomanlagen gewährt.