Kommentar

Es muss kein notorischer Schwarzmaler sein, wer die Nahost-Konferenz von Annapolis mit Skepsis begleitet. Schließlich war es dem Friedensprozess noch nie dienlich, Erwartungen überhaupt zu wecken, denn auf jede neue Enttäuschung ist eine neue Eskalation der Gewalt gefolgt. Heilloses Land. Die Hauptakteure des Treffens wissen aber auch, dass sie kaum starke Krisenmanager sind. Im Gegenteil. Keiner der drei könnte für eine Umsetzung von Abkommen, so es welche geben sollte, garantieren.

Israels Premier Olmert ist Gefangener einer wackeligen Regierungskoalition, Palästinenserchef Abbas, nie demokratisch gewählt, hat vor den islamischen Eiferern der Hamas kapituliert, und US-Präsident Bush, der den Konflikt lange geschwänzt hat, überlässt das Feld in gut einem Jahr seinem Nachfolger. So liegt die Bedeutung der Konferenz vor allem darin, dass sie überhaupt stattfindet. Olmert und Abbas vertrauen einander. Zu Arafats Zeiten wäre das eine Sensation gewesen. Keinesfalls gering geschätzt werden darf zudem die Teilnahme der arabischen Staaten, die nun die Möglichkeit haben, gesichtswahrend den Faden des Dialogs wieder aufzunehmen. Bislang hat die arabische Welt den "Befreiungskampf" der Palästinenser zur eigenen Daseinsberechtigung zweckentfremdet. Doch die Radikalen von Hisbollah, Hamas, Dschihad, Al-Aksa-Brigaden oder al-Qaida schicken sich an, dies als Lebenslüge zu entlarven. Außerdem beflügelt die hegemoniale und nukleare Provokation Irans die Gesprächsbereitschaft sogar von Schurkenstaaten wie Syrien.

Zwar wird es nicht gelingen, die Jahrhundert-Blockade an einem Tag zu durchbrechen. Doch sollte sich in Annapolis die Vernunft durchsetzen, dann stünden die Chancen für einen Neuanfang im Nahen Osten nicht schlecht.