Katastrophe ist menschengemacht. Politiker rufen zum Handeln auf.

Paris. Der gestern in Paris vorgestellte Befund des Weltklimarates IPCC ist schockierend: Die Erderwärmung wird sich beschleunigen, nach dem schlimmsten Szenario könnte es Ende des Jahrhunderts sogar 6,4 Grad wärmer sein als heute. Es drohen Hitzewellen und Dürrekatastrophen. Das Abschmelzen des Polareises lässt den Meeresspiegel steigen, Küstengebieten droht die Überflutung. Sogar bei einem sofortigen Emissionsstopp des Treibhausgases CO 2 würde sich der Klimawandel fortsetzen, schreiben die Uno-Forscher. Der Bericht beende die zähe Debatte, ob der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist, sagte der Chef des Uno-Umweltprogramms, Achim Steiner. "Wir haben dadurch schon zehn Jahre verloren, jetzt muss endlich gehandelt werden."

Er sieht ermutigende Zeichen: Nachdem US-Präsident George W. Bush Anfang des Jahres die Erderwärmung erstmals als ernst zu nehmende Bedrohung erkannte, haben sich führende Unternehmer auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zur Emissionsreduzierung bekannt. Die EU-Kommission hat eine Energiestrategie vorgeschlagen, die weit über das Kyoto-Protokoll hinausgeht.

"Die Bundesregierung spielt durch den EU-und G-8-Vorsitz gerade eine herausgehobene Rolle. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat enorme Möglichkeiten", sagt Steiner. Und eine enorme Verantwortung. Entscheidend für eine globale Klimapolitik sei, ob aufsteigende Industriestaaten wie Indien und China mitzögen. "Diese Länder warten auf ein Signal des Westens", sagte Steiner. Dass sich die Weltwirtschaft ohne drastische Probleme umstellen könne, habe die erfolgreiche Anpassung an die Explosion des Ölpreises gezeigt.

Als Reaktion auf den Bericht kündigte die Bundesregierung ein millionenschweres Aktionsprogramm an. Es soll mit 255 Millionen Euro ausgestattet sein, so Forschungsministerin Annette Schavan. Umweltminister Sigmar Gabriel forderte eine rasche Einigung über die Klimaschutzpolitik in der EU und ein neues Ziel zur Verminderung der klimaschädlichen Treibhausgase um weltweit 30 Prozent bis 2020.

"Der Bericht bestätigt unsere Entscheidung, dem Klimaschutz höchste Priorität einzuräumen", sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU). "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Deshalb sind wir bereits an die Arbeit gegangen und werden in Kürze erste wichtige Schritte vorstellen."

Allerdings lässt sich der Treibhauseffekt auch mit den stärksten Anstrengungen nicht sofort bremsen. Sollte es gelingen, die C02-Konzentration zu stabilisieren, würde die Temperatur im folgenden Jahrhundert um weitere 0,5 Prozent steigen, so der IPCC-Bericht.