Die Nachricht vom Tode des Ex-Diktators Saddam Hussein wurde auf der ganzen Welt sehr unterschiedlich aufgenommen. Neben traurigen, wütenden und entsetzten Reaktionen gab es auch spontane Freudenfeste auf den Straßen. Und Todesdrohungen gegen US-Präsident George W. Bush.

Washington/Ramallah. Zustimmung bei der US-Regierung, Freude im Iran - Trauer bei den Palästinensern und Kritik der EU: Die Hinrichtung Saddam Husseins hat weltweit unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. US-Präsident George W. Bush nannte die Vollstreckung des Todesurteils das Ergebnis eines fairen Prozesses, wie ihn der irakische Exstaatschef "den Opfern seines brutalen Regimes" vorenthalten habe. Bush sprach auf seiner Ranch in Texas von einem Meilenstein auf dem irakischen Weg zur Demokratie, der aber die Gewalt in dem Land nicht beenden werde.

Die finnische EU-Ratspräsidentschaft erinnerte an die grundsätzliche Ablehnung der Todesstrafe in der Europäischen Union. Sie hätte auch in diesem Fall nicht angewendet werden sollen, in dem es keine Zweifel an der Schuld Saddams wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen gegeben habe, erklärte Außenminister Erkki Tuomioja. Auch gegen das Gerichtsverfahren gebe es ernsthafte Einwände.

Bundesregierung spricht sich gegen die Todesstrafe aus

Ähnlich äußerte sich der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler. Die Bundesregierung habe immer erklärt, an den Verbrechen Saddam Husseins könne kein Zweifel bestehen. "Aber wir wenden uns gegen die Todesstrafe, egal, wo sie angewandt wird", sagte er dem RBB.

Auch die britische Außenministerin Margaret Beckett erklärte: "Wir haben unsere Haltung den irakischen Behörden gegenüber sehr klar gemacht." Doch respektiere sie die "Entscheidung einer souveränen Nation". Der Vatikan verurteilte die Hinrichtung. Sprecher Frederico Lombardi bezeichnete es als tragisch, dass der frühere irakische Präsident gehängt worden sei. Dies werde nicht dabei helfen, die irakische Gesellschaft zu versöhnen. Möglicherweise werde es jetzt zu einem weiteren Anstieg der Gewalt im Irak kommen.

In den palästinensischen Gebieten löste die Nachricht vom Tod Saddam Husseins tiefe Trauer aus. Dort wurde der Expräsident als Kämpfer für die palästinensische Sache gesehen. Seine letzten Worte waren: "Palästina ist arabisch." Der palästinensische Arbeitsminister Mohammed Barghuti sagte, seine islamische Hamas-Bewegung sei mit dem säkularen Präsidenten oft nicht einer Meinung gewesen, doch sei seine Hinrichtung falsch und die Palästinenser seien den Irakern in Brüderlichkeit verbunden.

In Bethlehem wurde ein Kondolenzhaus mit irakischen Flaggen und Bildern von Saddam eingerichtet. Saddam Hussein hatte die Familien von palästinensischen Selbstmordattentätern finanziell unterstützt.

Freudenkundgebungen im Iran, Sorge und Angst in Israel

Der Iran begrüßte dagegen die Hinrichtung. Saddam Hussein habe die "schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit" begangen, hieß es im staatlichen Fernsehen. Mit der Vollstreckung der Todesstrafe sei das Kapitel eines der "kriminellsten Diktatoren der Welt" geschlossen. Iran und Irak hatten von 1980 bis 1988 Krieg gegeneinander geführt. In der zwei Jahre vom Irak besetzten Grenzstadt Chorramschahr kam es nach der Nachricht vom Tod Saddams zu Freudenkundgebungen.

In Israel, wo der gestürzte Machthaber als erbitterter Feind galt, warnte der stellvertretende Außenminister Ephraim Sneh vor dem wachsenden Einfluss des Iran in den schiitischen Gebieten im Süden des Irak und in der Zentralregierung.