Nahost: Die Gewalt eskaliert. Vormarsch in Libanon, Hauptquartier der Hisbollah-Miliz zerstört. Öl- und Benzinpreise auf Rekordhöhe.

Beirut/Tel Aviv. Dem Nahen Osten droht ein neuer Krieg: Israel hat in Libanon stundenlang den Flughafen in Beirut, Stützpunkte der Hisbollah-Miliz, Elektrizitätswerke sowie Brücken und Straßenverbindungen ins benachbarte Syrien bombardiert. Dabei wurden auch das Hauptquartier und der Wohnsitz von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut zerstört. Nasrallah, der den Angaben zufolge unverletzt blieb, erklärte Israel daraufhin den "offenen Krieg". Schon zuvor hatte die Hisbollah-Miliz 100 Katjuscha-Raketen auf Nordisrael gefeuert.

Mindestens 73 Menschen wurden bisher getötet, darunter zehn in Israel. Angesichts der Eskalation riefen auch die USA Israel zur Mäßigung auf.

Israel solle bei seinem Militäreinsatz in Libanon Zurückhaltung üben, sich um das Schicksal von Zivilisten sorgen und die zivile Infrastruktur verschonen, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice. US-Präsident George W. Bush betonte zwar Israels Recht auf Selbstverteidigung, forderte die Regierung aber auf, "Kollateralschäden" zu vermeiden. Zuvor hatte Libanon die USA um Hilfe gebeten. In New York traf sich der Uno-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung.

Israel drohte ungeachtet der Appelle zur Mäßigung dem Hisbollah-Führer Scheich Hassan Nasrallah mit gezielter Tötung. Bedingung zur Beendigung der Angriffe sei die Freilassung der beiden von der Hisbollah entführten Soldaten sowie eine Entwaffnung der Schiiten-Miliz.

Zu den Opfern der israelischen Luftangriffe gehört offenbar auch eine deutsch-libanesische Familie aus Mönchengladbach, die in der libanesischen Ortschaft Schoher Verwandte besucht hatte. "Wir haben bisher unbestätigte Hinweise darauf", hieß es im Auswärtigen Amt. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" handelt es sich um einen 43jährigen Mann, dessen 30jährige Frau und deren 14jährige Tochter.

Die Eskalation im Nahen Osten trieb den Ölpreis auf den Rekord von 78,40 Dollar pro Barrel. Weltweit gaben die Aktienkurse nach. Der deutsche Aktienindex DAX verlor 1,9 Prozent.