Kommentar: Friedensnobelpreis an El-Baradei

Im August 1945 fielen innerhalb von drei Tagen zwei Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Noch heute leiden viele "Hibakusha" - die Opfer der Atomexplosionen - unter den Folgen. Sie werden nicht müde, vor den teuflischen Wirkungen der Atomwaffen zu warnen. Vor wenigen Wochen jährten sich diese Katastrophen zum 60. Mal. Im Zusammenhang mit den ernsthaften Krisen um die Atomprogramme Nordkoreas und des Iran sowie ständigen Befürchtungen, atomwaffenfähiges Material könnte in die Hände von Terroristen fallen, ist die Vergabe des Friedensnobelpreises in diesem Jahr an die Atomenergieorganisation IAEO und ihren Chef Mohammed el-Baradei eine fast logische Entscheidung.

Viele waren nach der Mitteilung des Nobel-Komitees zunächst überrascht. Denn gerade 2005 war nun wahrlich kein Erfolgsjahr für die Atompolizei. Iraner und Nordkoreaner brüskierten El-Baradeis Atomfahnder ein ums andere Mal. Wer einige Jahre zurückgeht, muß gar demütigende Niederlagen notieren: So im Jahr 2002, als Nordkorea die IAEO-Leute kurzerhand aus dem Land warf. Und ein Jahr später, als die USA die Erkenntnisse der IAEO zu Iraks nicht bestehendem Atompotential einfach übergingen.

Warum also der Preis für die Atomwächter? Ganz einfach: Weil der wohl wichtigste Preis der Welt auch Signalwirkung hat. Und das Signal lautet: Der Kampf gegen Atomwaffen muß gestärkt, die Notwendigkeit gemeinsamer internationaler Anstrengungen betont werden. Für beides steht die IAEO und steht El-Baradei.