Aus Protest gegen die israelische Gaza-Offensive sind am Wochenende Hunderttausende Menschen in ganz Europa und im Nahen Osten auf die Straße gegangen. Allein in Paris versammelten sich am Samstag mehrere zehntausend Demonstranten, es kam zu Ausschreitungen und fast 200 Festnahmen.

In Berlin und anderen deutschen Städten protestierten insgesamt mehr als 23.000 Menschen zumeist friedlich gegen den seit zwei Wochen andauernden Krieg.Zur bundesweit größten Demonstration mit 10 000 Teilnehmern in Duisburg hatten Regionalverbände der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs aufgerufen, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Sie forderten das sofortige Ende des Krieges und eine Aufhebung der Blockaden. In zahlreichen weiteren deutschen Städten gab es Mahnwachen, Kundgebungen und Demonstrationen. In Nürnberg versammelten sich laut Polizei 3.500 Menschen. In Berlin, wo 8.500 Demonstranten auf die Straße gingen, gab es laut Polizei einige Festnahmen, weil Teilnehmer des Protestzugs vermummt waren. Auch wurden verbotene Fahnen der radikalislamischen Hamas geschwenkt. Vereinzelt kam es zu Handgreiflichkeiten.

In Berlin sowie weiteren Städten bekundeten am Sonntag dagegen mehrere tausend Menschen ihre Solidarität mit Israel. In München forderte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, vor rund 1.000 Menschen mehr Verständnis für Israel und den Einmarsch in den Gazastreifen: "Wir fordern ein Ende der Einseitigkeit, denn nicht Israel, sondern die Hamas ist die Wurzel allen Übels."

180 Festnahmen in Paris

In Paris wurden wie bereits vor einer Woche israelische Fahnen verbrannt sowie palästinensische und Hamas-Fahnen geschwenkt. Einige Teilnehmer hatten rot angemalte Puppen an Stöcken befestigt, um an im Gazastreifen getötete Kinder zu erinnern. Am Platz der Nation lieferten sich Demonstranten eine Straßenschlacht mit der Polizei. Rund ein Dutzend Beamten wurde verletzt, Fensterscheiben zertrümmert und rund 180 Personen festgenommen. Nach Angaben des Organisationskomitees waren rund 100.000 Menschen dem Aufruf gefolgt, nach Polizeiangaben waren es 30.000. Das Innenministerium nannte am Sonntag eine Zahl von 123.000 Demonstranten für Protestaktionen und Kundgebungen im ganzen Land, darunter in Lille, Lyon und Marseille. Frankreich beherbergt die größte muslimische Gemeinde in der EU.

Polizisten mit Schuhen beworfen

Rund 12.000 Menschen demonstrierten im Londoner Hyde Park. Drei Polizisten wurden vor der israelischen Botschaft verletzt, weil Demonstranten sie mit Schuhen bewarfen. 15 Demonstranten wurden festgenommen. Auch in Stockholm kam es zu Auseinandersetzungen vor der israelischen Botschaft. In Barcelona zählte die Polizei 30.000 Protestierende. In der südlibanesischen Stadt Nabatijeh demonstrierten nahezu 20.000 Menschen. Zu der Kundgebung hatte die schiitische Hisbollah aufgerufen, ein enger Verbündeter der im Gazastreifen regierenden Hamas. Bei einer antiisraelischen Demonstration in Karachi wehrte die pakistanische Polizei einen Angriff auf das US-Konsulat ab. Unter Einsatz von Tränengas und Schlagstock wurde die Menge von dem Gebäude zurückgedrängt, wie die Behörden mitteilten.