Aussicht auf eine stabile Waffenruhe: Israel und Hamas prüfen ägyptisch-französischen Plan. Bilder aus Gaza

Jerusalem/Gaza. Nach zwei Wochen Krieg im Gazastreifen ist gestern zum ersten Mal eine Entspannung der Lage eingetreten. Israel unterbrach seine Angriffe für drei Stunden und kündigte die Schaffung eines "humanitären Korridors" zur Versorgung der Bevölkerung an. Die Regierung in Jerusalem beriet außerdem über eine ägyptisch-französische Initiative für einen sofortigen Waffenstillstand.

Die "Pause bei den offensiven Operationen" diene dazu, Versorgungsgüter und Kraftstoff in den Gazastreifen zu lassen, sagte Militärsprecher Peter Lerner.

Um 13 Uhr (Ortszeit) sei eine Feuerpause in Kraft getreten. Auch die radikalislamische Hamas will die dreistündige Waffenruhe, die täglich wiederholt werden soll, einhalten. Lerner fügte hinzu, aber auch während der Angriffspause werde es "auf jeden Angriff gegen die Armee eine Antwort geben". Das israelische Sicherheitskabinett verschob nach mehrstündiger Beratung die Entscheidung über eine Ausweitung der Bodenoffensive im Gazastreifen. Die Entscheidung, ob die "dritte Phase" der seit dem 27. Dezember laufenden Militäroperation im Gazastreifen angeordnet werden soll, wurde verschoben, berichtete die Internetausgabe der Tageszeitung "Haaretz". In Gaza trat am frühen Nachmittag eine spürbare Beruhigung der Lage ein, auch wenn es nach Berichten von Einwohnern weiter zu sporadischen Schießereien und Explosionen kam. Seit Beginn der Offensive am 27. Dezember kamen mehr als 670 Palästinenser ums Leben. Davon waren nach Angaben der palästinensischen Behörden und der Uno etwa 300 Zivilisten, darunter mindestens 130 Kinder unter 16 Jahren.

Die israelische Regierungstroika aus Ministerpräsident Ehud Olmert, Außenministerin Zipi Livni und Verteidigungsminister Ehud Barak beriet in Jerusalem über den ägyptisch-französischen Vorschlag.

Auch die Exilführung der Hamas prüft die jüngsten Vorschläge für eine Einstellung der Gewalt. Einen dauerhaften Waffenstillstand lehnte die islamische Organisation aber ab. Solange die israelische Besetzung palästinensischer Gebiete anhalte, werde es bewaffneten Widerstand geben, sagte der stellvertretende Leiter des Hamas-Büros in Damaskus, Mussa Abu Marsuk.

Der vom ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy vorgestellte Plan sieht eine zunächst befristete Waffenruhe vor, der Gespräche über eine Lösung des Konflikts folgen sollen. Außerdem soll die Versorgung der Bevölkerung des abgeriegelten Autonomiegebiets ermöglicht werden. Der Vorstoß wurde international begrüßt, auch vom palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und der scheidenden US-Außenministerin Condoleezza Rice. In Berlin erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier, auf dieser Grundlage müsse es jetzt darum gehen, schnellstmöglich einen Ausweg aus der Gewalt zu finden.

Während des gestrigen Tages lag ein Schwerpunkt der Angriffe auf der Siedlung Seitun östlich der Stadt Gaza, wo dichte Rauchwolken aufstiegen. Israel meldete Angriffe auf 40 Ziele der Hamas. Dabei wurden am Mittwochmorgen nach palästinensischen Angaben acht Menschen getötet.

In Dschebalia dauerte derweil die Empörung über einen Angriff auf eine Schule der Vereinten Nationen weiter an. Dabei kamen am Dienstag nach palästinensischen Angaben 39 Menschen ums Leben, Uno-Vertreter sprachen von 40 Todesopfern. Die israelischen Streitkräfte begründeten den Angriff damit, dass palästinensische Kämpfer in der Nähe der Schule Mörsergranaten abgefeuert hätten. Dies hätte folglich israelisches Gegenfeuer nach sich gezogen.