Die Zahl der Anschläge geht zurück, der Wiederaufbau macht Fortschritte – Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung sieht die Entwicklung in Afghanistan positiv. Das Land sei auf einem guten Weg, sagte er bei einem Besuch in Kabul.

Kabul. Trotz anhaltender Angriffe und Anschläge der Taliban sieht Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung Afghanistan auf einem guten Wege. "Ich habe den Eindruck, dass die Dinge gut vorangehen", sagte Jung am Mittwoch bei einem Besuch in Kabul. Das betreffe auch die Sicherheit in der afghanischen Hauptstadt, wo die Zahl der Anschläge zurückgegangen sei.

Bereits vor seinem Besuch in Kabul hatte Jung sich am nordafghanischen Bundeswehr-Standort Kundus optimistisch gezeigt. Auch dort stabilisiere sich die Lage, sagte er. Der zivile Wiederaufbau mache ebenfalls Fortschritte. Vor Jungs Besuch waren drei Raketen außerhalb des Feldlagers in Kundus eingeschlagen. Niemand war verletzt worden.

Jung traf in Kabul unter anderem mit seinem afghanischen Amtskollegen Abdul Rahim Wardak zusammen. Nach dem Gespräch verwies Jung auf Angaben der Vereinten Nationen vom vergangenen Sommer, wonach der Schlafmohnanbau in Afghanistan 2008 verglichen mit dem Vorjahr um 19 Prozent abgenommen habe. Trotz des Rückgangs war Afghanistan im vergangenen Jahr nach Uno-Angaben aber erneut für 93 Prozent der weltweiten Produktion von Opium verantwortlich, dem Grundstoff für Heroin. Jung sagte, den Bauern müssten Alternativen zum Anbau von Schlafmohn geboten werden. Vor seinem Rückflug nach Deutschland betonte er, in Zukunft werde es wichtig werden, mehr lokale Entscheidungsträger in Afghanistan einzubeziehen.

Jung sagte in Kundus, die afghanische Regierung müsse dafür sorgen, dass die Hilfsmittel in den Regionen ankommen. Die Afghanen müssten spüren, dass die internationale Gemeinschaft sie unterstützt. Jung traf in Kundus deutsche Soldaten und Stammesälteste. Im vergangenen Jahr waren drei deutsche Soldaten in der Provinz Kundus getötet worden. Seit Beginn des Bundeswehr-Einsatzes vor mehr als fünf Jahren hat sich die Sicherheitslage dort deutlich verschlechtert. In Kundus sind rund 770 deutsche Soldaten stationiert. Größter Bundeswehr-Stützpunkt in Afghanistan ist Masar- i-Scharif mit 2000 Soldaten.

Masar-i-Scharif und den dritten nordafghanischen Bundeswehr-Standort Feisabad hatte Jung am Dienstag besucht. Insgesamt sind derzeit 3800 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan im Einsatz. Das Mandat des Bundestags lässt die Entsendung von bis zu 4500 Soldaten zu. Es wird nicht erwartet, dass die Bundesregierung der Aufforderung der USA an alle Nato-Partner nachkommen und die Truppen aufstocken wird. Jung hatte betont, dass die USA den deutschen Einsatz schätzten und sich das deutsche Engagement sehen lassen könne. Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan antwortete auf die Frage, ob der deutsche Einsatz ausreiche, mit einem "uneingeschränkten Ja".