Seit Monaten verweigert Benjamin Netanjahu eine klare Antwort auf die Frage, ob er sich die Gründung eines Palästinenserstaates vorstellen könne und...

Tel Aviv. Seit Monaten verweigert Benjamin Netanjahu eine klare Antwort auf die Frage, ob er sich die Gründung eines Palästinenserstaates vorstellen könne und für oder gegen eine Zwei-Staaten-Lösung ist. Vor 13 Jahren, als Netanjahu bei den Wahlen überraschend Schimon Peres in die Schranken verwies und der jüngste israelische Ministerpräsident seit der Staatsgründung 1948 wurde, klang das noch ganz anders.

Vollmundig hatte er damals ein Ende des Osloer-Friedensprozesses angekündigt. Niemals werde er auch nur einen Meter der besetzten Gebiete an die Palästinenser abtreten, versprach er. Und tat dann doch genau das: Im Januar 1997 übergab er - nach langer erfolgloser Hinhaltetaktik und obwohl die Palästinenser ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen waren - der Palästinensischen Autonomiebehörde 80 Prozent des Stadtgebietes von Hebron. Im Oktober 1998 unterzeichnete er in den USA das "Wye River Memorandum", das weitere Rückzüge aus dem Westjordanland vorsah.

Der 1949 in Tel Aviv geborene Netanjahu kennt und versteht die USA wahrscheinlich besser als jeder andere israelische Politiker. Er ist erst 14 Jahre alt, als seine Eltern sich für einige Jahre in einem Vorort von Philadelphia niederlassen. Nach der Highschool kehrt Netanjahu zum Militärdienst nach Israel zurück. Das Studium der Architektur und Politikwissenschaft absolviert er am Massachusetts Institute of Technology und an der Harvard-Universität. 1981 holt der damalige israelische Botschafter in Washington, Mosche Arens, den hoffnungsvollen jungen Mann in sein Büro.

1984 wird Netanjahu Botschafter seines Landes bei den Vereinten Nationen, vier Jahre später zieht er erstmals in die Knesset ein. Parteivorsitzender der Likud-Partei (1993) und Ministerpräsident (1996) sind die nächsten Stationen. Doch nach der Wahlniederlage gegen Ehud Barak 1999 muss er den Platz an der Parteispitze für Ariel Scharon räumen. Unter Scharon ist Netanjahu von 2002 bis 2003 Außenminister und dann bis 2005 Finanzminister. Seine Wirtschaftsreformen sind umstritten, haben laut Experten aber geholfen, die angeschlagene israelische Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen.

Aus Protest gegen den Gaza-Rückzug tritt Netanjahu 2005 von seinem Amt zurück. Er warnt, der Gazastreifen könne nach dem Rückzug zu einer Terrorbasis für Hamas werden. Bald würden Raketen auch in Aschdod und Aschkelon einschlagen. Vielen seiner Anhänger gilt es als Ausdruck seiner Weitsicht, dass die Prophezeiung von damals Wirklichkeit geworden ist.