Der französische Außenminister Bernard Kouchner ist wegen seines langjährigen humanitären Engagements der beliebteste Ressortchef im Kabinett von...

Paris. Der französische Außenminister Bernard Kouchner ist wegen seines langjährigen humanitären Engagements der beliebteste Ressortchef im Kabinett von Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Doch ein gestern erschienenes Enthüllungsbuch hat den Gründer von "Ärzte ohne Grenzen" in Not gebracht. Ein Vorwurf von vielen: Der Minister soll noch nach seinem Amtsantritt Geld aus Beraterverträgen mit afrikanischen Diktatoren kassiert haben. Kouchner wehrt sich erbittert gegen "verfängliche Anspielungen" und droht rechtliche Schritte gegen das Buch an.

Die Sozialisten, denen der "French Doctor" bis zu seinem Amtsantritt angehörte, forderten in der Nationalversammlung Aufklärung. "Dass der Außenminister einer großen Nation offenbar Millionenbeträge von afrikanischen Diktatoren erhält, ist ein moralisches Problem", sagte der sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg. "Die Ikone wackelt", titelt bereits das Magazin "Marianne".

Laut dem Enthüllungsbuch "Le monde selon K." (Die Welt, wie K. sie sieht) des renommierten Journalisten Pierre Pean war Kouchner Berater für die Privatgesellschaften Imeda und Africa Steps, sie wurden von zwei Freunden von ihm geführt. Unter ihren Aufträgen: Beratungen der Regierungen von Gabun und der Republik Kongo über eine Reform der Gesundheitssysteme.

Ein Teil der Beraterhonorare von 4,6 Millionen Euro, so schreibt Pean, seien nach Kouchners Amtseid im Mai 2007 überwiesen worden. Zudem, so unterstellt der Autor, setzte sich Kouchner noch als Minister persönlich beim gabunischen Autokraten Omar Bongo für eine der Beraterfirmen ein.

"Ich habe nie einen einzigen Vertrag mit einem afrikanischen Staat geschlossen", beteuerte Kouchner im Magazin "Nouvel Observateur". Für seine Beratertätigkeiten habe er drei Jahre lang monatlich knapp 6000 Euro netto erhalten - alle Aktivitäten aber seit seinem Regierungseintritt gestoppt. "Ich war immer auf der Seite der Opfer, und ich werde es immer sein", erklärte Kouchner vor der Nationalversammlung.

Der Ruf Kouchners, Symbolfigur für die Öffnung nach links in Sarkozys konservativer Regierung, könnte dennoch leiden. Ex-Entwicklungsstaatssekretär Jean-Marie Bockel forderte vor einem Jahr, die "privilegierten Beziehungen" zu seinen früheren afrikanischen Kolonien zu begraben, nicht zuletzt wegen des Ruchs der Korruption. Dafür soll Kouchner laut Pean einen Rüffel aus Gabun und der Republik Kongo erhalten haben. In dem Zusammenhang sei Bockel ins Verteidigungsministerium versetzt worden.

Premier François Fillon sprang Kouchner gestern zur Seite. Die Stimme Frankreichs werde durch den "Mann mit Herz und Gewissen" in die ganze Welt getragen, sein Leben und seine humanitären Einsätze sprächen für sich.