Acht Fragen Zum Beispiel: Wie viele Deutsche sind jetzt noch in Bagdad? Hamburg

Hamburg. Ist die Gefahr von Terroranschlägen in Deutschland durch die jüngste Entwicklung im Irak gestiegen? Das Bundesinnenministerium lehnte gestern eine Stellungnahme ab. Die meisten Bundesländer rechnen jedoch damit, dass sich die Gefahr terroristischer Anschläge beim Beginn des Irak-Krieges deutlich erhöhen wird. Mehrere Innenministerien wollen den Schutz gefährdeter Gebäude verstärken. Es handelt sich dabei um Einrichtungen von Staaten, die die USA besonders unterstützen. Das Landeskriminalamt in Niedersachsen hat eine landesweite Liste von Zielen erstellt, die im Falle eines Irak-Krieges von Terrorakten bedroht wären. Die Liste umfasst nach Angaben von Innenminister Uwe Schünemann (CDU) 1356 Objekte, von denen 21 in die höchste Kategorie eingestuft wurden. Ein Sprecher des Kieler Innenministeriums sagte, im Falle eines Krieges sollten vor allem jüdische Einrichtungen verstärkt geschützt werden. Die Hamburger Innenbehörde rechnet indes nicht mit einer nochmals erhöhten Gefährdungslage. Bereits seit dem 11. September 2001 würden amerikanische und jüdische Einrichtungen streng bewacht, sagte Innensenator Ronald Schill. Angesichts des drohenden Irak-Krieges seien die Sicherheitsvorkehrungen in den vergangenen Wochen weiter verschärft worden. So wurden beispielsweise Dutzende von Betonringen vor dem US-Konsulat aufgestellt. Werden die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen jetzt verstärkt, so dass mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist? Schon nach dem 11. September 2001 sind die Kontrollen massiv ausgeweitet worden. Jetzt werden die Beamten vielleicht noch etwas aufmerksamer kontrollieren, hieß es vom Flughafen Hamburg. Mit Verzögerungen rechne man deshalb aber nicht. Gibt es noch Flüge, die über den irakischen Luftraum führen und somit für Passagiere Gefahren bergen? Zivilmaschinen kreuzen den irakischen Luftraum schon seit langem nicht mehr. Momentan sind die Flugrouten über die Nachbarländer noch in Betrieb. Im Falle eines US-Angriffs auf den Irak aber wird die Krisenregion weitläufig umflogen. Dafür hat sich die Lufthansa eine Ersatzroute gesichert. Flüge nach Hongkong, Bangkok, Peking oder Singapur führen dann über Russland und über den Himalaya. Die Lufthansa hat die Überflugrechte bekommen, da sie zusätzlich Sauerstoff und Navigationsgeräte für die extreme Höhe mitnehmen kann. Es gibt auch Fluglinien, die das Kriegsgebiet noch weitläufiger umfliegen müssen. Sie machen den Umweg über Afrika oder über den hohen Norden. Gibt es Reisewarnungen für die arabischen Länder? Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes gibt es zurzeit für den Irak und seit gestern Nachmittag auch für Kuwait. Für Länder wie Ägypten, Marokko, Jordanien, Saudi-Arabien, Israel, Oman und die Türkei aber wird in Reisehinweisen auf die angespannte Situation hingewiesen. So warnt das Auswärtige Amt für den Fall eines Krieges vor - unter Umständen gewaltsamen - anti-westlichen Protesten und einem wachsenden Risiko terroristischer Anschläge. Als mögliche Ziele sind touristische Anlagen oder Sehenswürdigkeiten, aber auch Flugzeuge, Häfen oder große Menschenansammlungen genannt. Wie reagieren die Reiseveranstalter? Aus Angst vor einem Krieg im Irak haben einige Kunden ihre Flüge umgebucht - allerdings auf eigene Kosten. Denn beispielsweise bei der TUI gelten auch für Reisen in die arabischen Länder noch die allgemeinen Geschäftsbedingungen. Für den Fall eines Krieges gibt es einen Notfallplan. So verspricht die TUI, sich bei Umbuchungen für bestimmte Zielgebiete kulant zu zeigen. Komplette Stornierungen würden aber nicht kostenlos möglich sein, hieß es gestern. Welche Länder in diesem Notfallplan aufgelistet sind und welche Maßnahmen noch ergriffen werden, teilt der Reiseveranstalter erst im Ernstfall mit. Gibt es noch Deutsche im Irak? Am Wochenende hatte das Auswärtige Amt Kenntnis von insgesamt 40 Deutschen, die sich noch im Irak aufhielten. Seit gestern ist die deutsche Botschaft in Bagdad geschlossen. Das Personal reiste nach Amman. Wie viele Geschäftsleute und Journalisten sich dem Konvoi anschlossen, konnte das Auswärtige Amt gestern noch nicht sagen. Es erneuerte jedoch seine Warnung vor Reisen in den Irak und forderte die Deutschen eindringlich auf, das Land zu verlassen. Wie verhalten sich die Journalisten, die noch in Bagdad sind? Zahlreiche ausländische Journalisten verließen Irak in Richtung Jordanien. Vor einer Woche befanden sich 450 ausländische Berichterstatter in Bagdad. Bis gestern sank ihre Zahl nach Angaben des irakischen Informationsministeriums auf 300. Auch die Korrespondenten von ARD und ZDF sowie mehrere Privatsender werden heute das Land Richtung Jordanien verlassen. Einige sind auch auf eigene Faust im Irak. In der Regel ist es Sache der Redaktionen und Journalisten selbst, den Einsatz im Krisengebiet zu organisieren und sich abzusichern. Wie kommen die Inspektoren aus dem Land? UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat gestern die Ausreise des gesamten internationalen UNO-Personals aus dem Irak angekündigt. Die letzten UNO-Mitarbeiter werden heute das Land verlassen. Bereits in den vergangenen Tagen hatte unter den Inspektoren eine "schleichende Ausreise" begonnen. So waren gestern nur noch 60 der insgesamt 140 Inspektoren im Land. Sie rückten noch ein letztes Mal zu ihren Kontrollen aus. Hinzu kommen noch UNO-Mitarbeiter aus dem Programm "Öl für Lebensmittel". Am Flughafen in Bagdad stehe eine Maschine bereit, um bis zu 200 UNO-Mitarbeiter aus dem Irak zu bringen, wie aus UNO-Kreisen verlautete. Beim letzten Mal, als UNO-Waffeninspektoren im Dezember 1998 den Irak verließen, begannen die USA und Großbritannien rund zwölf Stunden später mit militärischen Einsätzen.