Bagdad. Bisher schienen viele Iraker den drohenden Krieg aus ihrem Alltag verdrängt zu haben. Doch seit gestern versucht in der Hauptstadt Bagdad jeder, wenigstens das Nötigste an Vorräten zu ergattern. Vor den Tankstellen haben sich lange Schlangen gebildet. "Es ist alles in den Händen Gottes, was können wir schon tun?", fragt Iman Kassem, der auf dem Markt nach Konservendosen sucht. Währenddessen räumen die Juweliere ihr Gold aus den Schaufenstern - aus Angst vor Anarchie und Plünderungen. Nicht weit entfernt verhökern Frauen ihren Schmuck, um wenigstens über etwas Bargeld zu verfügen, falls sie sich auf die Flucht begeben müssen. Richtig gute Geschäfte macht, wer Lampen, Fackeln, Batterien oder Diesel-Generatoren im Angebot hat. Die Einwohner Bagdads wissen aus Erfahrung, dass der Strom ausfallen und das Wasser wahrscheinlich rationiert werden wird. Ein lebhafter Schwarzmarkt hat sich mit Handfeuerwaffen entwickelt. Die irakische Führung hatte Bürger, die als loyal gelten, bereits mit Gewehren ausgestattet. Am Wochenende wurden von den Behörden weitere Waffen unters Volk gebracht. Viele einfache Bürger kaufen sich nun ebenfalls Waffen, weil sie ein Machtvakuum fürchten, falls Saddam stürzen sollte. Das wohl einträglichste Geschäft dieser Tage in Bagdad ist das mit Ausreisevisa. Die Preise für die Flucht ins Ausland klettern in Schwindel erregende Höhen. Nach Jordanien wurde man vor zwei Tagen noch für 350 Dollar gebracht, mittlerweile muss man 600 Dollar hinlegen.