Washington will Widerstand seiner Verbündeten gegen einen Militärschlag überwinden.

Washington/Bagdad/Berlin. Die USA drängen im Konflikt mit dem Irak zur Eile. US-Präsident George W. Bush werde den diplomatischen Bemühungen um eine friedliche Entwaffnung des Irak nur noch eine auf "Wochen" begrenzte Frist geben, sagte sein Sprecher Ari Fleischer und warnte, dies werde "nicht Monate" dauern. Die russische Regierung rechnet nach eigenen Angaben mit einem Angriff der USA gegen den Irak kurz "nach dem 20. Februar". Im UNO-Sicherheitsrat trifft ein Militärschlag jedoch derzeit nicht auf Zustimmung. Bush sei in "sehr geschäftiger und aktiver Diplomatie" engagiert, um die Krise ohne militärische Mittel zu lösen, sagte sein Sprecher Fleischer weiter. Die USA wollen in einer diplomatischen Schlussoffensive den Widerstand ihrer Verbündeten gegen einen Militärschlag überwinden. Am späten Abend waren sowohl der saudische Außenminister Prinz Saud el Feisal als auch der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi bei Bush. Morgen trifft Bush mit seinem engsten Verbündeten, dem britischen Premier Tony Blair, zusammen. Die russische Regierung geht nach Angaben aus Militärkreisen davon aus, kurz vor Beginn des Krieges gegen den Irak von den USA unterrichtet zu werden. Kuwait bereitet sich bereits mit zusätzlichen Überwachungsposten und Patrouillen auf den Kriegsbeginn vor. Die türkische Regierung erwägt, die NATO in diesem Fall um Schutz vor irakischen Angriffen zu bitten. Im UNO-Sicherheitsrat stellten sich nur Bulgarien und Spanien hinter die USA. Bei einer Sitzung hinter verschlossenen Türen sprachen sich die 15 Ratsmitglieder nach Angaben von Diplomaten mehrheitlich für weitere Rüstungskontrollen aus. Der Sicherheitsrat will das Thema erst am Mittwoch wieder aufnehmen, wenn US-Außenminister Colin Powell Beweise für die Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen aufzeigen will. Bundeskanzler Gerhard Schröder äußerte Bedauern darüber, dass die USA ihre Beweise - "was immer das im einzelnen sein wird" - nicht schon früher den UNO-Waffeninspekteuren vorgelegt haben. Schröder bekräftigte abermals seine ablehnende Haltung zu einem Kriegseinsatz. Powell bezeichnete im ZDF die Kontroverse mit Deutschland als "ernste Meinungsverschiedenheit" - allerdings als eine unter Freunden. "Wie Sie wissen, war ich als Soldat selbst in Deutschland, habe da gelebt und empfinde freundschaftliche Gefühle für die Deutschen. Aber wir haben eine ernste Differenz in diesem Punkt", sagte Powell. Der irakische Staatschef Saddam Hussein hat nach den Drohungen der vergangenen Wochen erstmals auch friedliche Töne angeschlagen. "Wir hoffen, dass es nicht zu einer großen militärischen Konfrontation zwischen uns und den Amerikanern und denen, die mit ihnen sein werden, kommen wird", sagte Saddam vor Offizieren in Bagdad. Er vertraue auf Gott, dass "die Aggression und die Sanktionen" beendet würden. Noch am Vorabend hatte Saddam gedroht, der Irak werde dem Feind bei einem Angriff "das Genick brechen". Der irakische UNO-Botschafter Mohammed El Duri nannte die Zweifel an der Aufrichtigkeit Bagdads bedauerlich angesichts seiner Kooperation in den vergangenen Wochen. Er wies die Vorwürfe zahlreicher Verfehlungen zurück, die Bush in seiner Rede zur Lage der Nation erhoben hatte. Bagdad werde mit den UNO-Inspekteuren zusammenarbeiten, um zu beweisen, dass es sich hierbei um "unfundierte Lügen" handele.