Nach der Attacke auf die Wache 16 wächst der Druck auf die Ermittler. Der Staatsschutz sucht Zeugen und veröffentlicht deshalb Fotos.

Hamburg. Auf der Suche nach den Tätern, die am Donnerstag, 3. Dezember Beamte des Polizeikommissariats Lerchenstraße angegriffen haben, gehen die Ermittler ungewöhnliche, auf den ersten Blick skurril anmutende Wege. Mit Fotos von einem Steinhaufen hoffen die Fahnder, der Gruppe der Attentäter, die sich "Koukoufolori" nennen, auf die Spur zu kommen. Der Druck auf die Staatsschutz-Spezialisten des LKA 7 ist groß. Und noch ist nicht klar, ob die federführende Bearbeitung des spektakulären Falls überhaupt in Hamburg bleibt: Die General-Bundesanwaltschaft (GBA) in Karlsruhe hat Ermittler geschickt, die sich die Details des Anschlags erklären ließen.

Zwei Streifenwagen waren in Flammen aufgegangen, Scheiben zerstört, Müllcontainer in Brand gesetzt, Polizisten mit Hilfeschreien ins Freie gelockt und mit Steinen beworfen worden. Mit der Tat vom 3. Dezember erreichte die Gewalt gegen Polizisten ein in Hamburg bisher unbekanntes Maß. Dass keiner der diensthabenden Beamten verletzt wurde, grenzt an ein Wunder. Doch noch schwerer als der materielle Schaden, der bei der Attacke auf die Wache entstanden war, wiegt die Furcht, dass es zu weiteren Anschlägen kommen könnte, wenn ein schneller Fahndungserfolg ausbleibt.

Die Staatsschützer ermitteln nun gemeinsam mit den Kollegen des für Kapitaldelikte zuständigen LKA 44. Sie hoffen auf Hinweise aus der Bevölkerung. Unter anderem suchen die Ermittler Personen, die möglicherweise wissen, wo die "Krähenfüße", die die Gruppe benutzt hat, schon einmal aufgetaucht sind - oder wo sie hergestellt wurden. Die Metallkrampen sind zumeist aus massiven, gebogenen Nägeln zusammengeschweißt. Die "Koukoufolori" hatten unzählige solcher Krähenfüße auf den Straßen um das PK 16 verteilt, um zu verhindern, dass Streifenwagen sie verfolgen können.

Bei einem Streifenwagen beschädigten die Metallteile mehrere Reifen. Polizeisprecherin Ulrike Sweden: "Durch die brennenden Müllcontainer und die Krähenfüße sind auch Außenstehende massiv gefährdet worden." Auch zu den Steinen, die die maskierten, schwarz gekleideten Täter auf Beamte warfen, hat die Polizei Fragen. Ulrike Sweden: "Vielleicht hat jemand gesehen, dass in der Nähe des PK 16 Steindepots angelegt worden sind oder Personen mit Beuteln, die augenscheinlich Steine enthielten, sich in der Nähe aufgehalten haben."

Auch die Frage, ob in der Nachbarschaft Baustellen existieren, auf denen faustgroße Steine, wie die "Koukoufolori" sie verwendeten, lagern, interessiert die Beamten. 5000 Euro Belohnung hat die Polizei für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, ausgesetzt (Telefon 428 65 67 89). Die Deutsche Polizei Gewerkschaft (DPolG) hat den Betrag um weitere 5000 Euro erhöht. Die Bundesanwaltschaft hatte sich unter anderem eingeschaltet, um mögliche Verbindungen zu linksextremistischen Taten in Berlin aufzuklären. In Berlin waren in der Nacht zum 4. Dezember unter Farbbeutel auf das Bundeskanzleramt geworfen worden.

In einem Bekennerschreiben, das unter anderem beim Hamburger Abendblatt einging, kündigten die Urheber des Anschlages auf die Wache Lerchenstraße weitere Taten an. Der Anschlag vom 3. Dezember wird unterdessen auch in linken Szene-Kreisen kontrovers diskutiert.