Erstmals zeigte sich der Diktator wieder im TV. Weil eine diplomatische Lösung nicht in Sicht ist, gehen die Nato-Angriffe auf Gaddafi weiter.

Tripolis/Rom. Die Vermittlungsmission des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma beim libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi ist nach Medienberichten ohne Durchbruch geblieben. Zwar habe Zuma vor seinem Abflug aus Tripolis mitgeteilt, dass Gaddafi sich erneut zu einer von der Afrikanischen Union (AU) vorgeschlagenen Waffenruhe bereit erklärt habe, berichtete der arabische Nachrichtensender al-Dschasira in der Nacht zum Dienstag. Auf den von den libyschen Aufständischen und vielen westlichen Staaten sowie Russland geforderten Rücktritt des seit 42 Jahren herrschenden Despoten sei er aber nicht eingegangen.

Wenige Stunden nach der Abreise Zumas wurden aus der Umgebung von Tripolis erneut schwere Explosion gemeldet. Außerdem sei am frühen Dienstagmorgen der Lärm von Kampfflugzeugen in der libyschen Hauptstadt zu hören gewesen, berichtete der US-Sender CNN. Zuma war am Montag in Tripolis mit Gaddafi zusammengetroffen, um über einen Lösung des Konflikt zu beraten. Dabei sollte es dem Vernehmen nach auch um eine mögliche „Exit-Strategie“ für Gaddafi gehen. Beobachter hatten den Bemühungen von vornherein wenig Chancen eingeräumt.

Gaddafi habe sich bereit erklärt, die von der AU geforderte Waffenruhe umzusetzen, sagte Zuma laut CNN kurz vor seiner Abreise vor Journalisten auf dem Flughafen von Tripolis. Diese sehe jedoch auch ein Ende der Nato-Bombardierungen vor. Auch Gaddafi habe deutlich gemacht, dass eine Feuerpause für alle Beteiligten gelten müsse. Den Libyern müsse die Chance gegeben werden, untereinander über die Zukunft ihres Landes zu sprechen, habe Gaddafi gefordert.

Im April war eine erste Vermittlungsmission Zumas in Libyen bereits ohne Erfolg geblieben. Die Übergangsregierung in Bengasi hatte den AU-Friedensplan abgelehnt, da er nicht den Rücktritt Gaddafis beinhaltete. Zudem forderten die Rebellen, dass Gaddafi sich vor Gericht verantworten muss.

Auf Bildern des libyschen Staatsfernsehen von dem Zuma-Besuch am Montag war Gaddafi erstmals seit mehr als zwei Wochen wieder zu sehen. Die Nato hatte in der jüngsten Zeit ihre Angriffe auf Tripolis verschärft. Unter anderem wurde auch das Bab al-Asisija-Militärlager bombardiert, in dem Gaddafi sich häufig aufhalten soll.

CNN berichtete von zwei schweren Explosionen, die Tripolis am frühen Dienstagmorgen im Abstand von nur fünf Minuten erschüttert hätten. Die Regierung habe später mitgeteilt, dass der erste Nato-Angriff einer Baustelle des Militärs in Abu Sita, rund zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, gegolten habe.

Unterdessen sind acht hochrangige Offiziere Gaddafis übergelaufen. Wie sie auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz in Rom erläuterten, gehörten sie zu einer Gruppe von insgesamt 120 Offizieren, die in den vergangenen Tagen die Armee Gaddafis verlassen hätten. Die Streitkräfte seien inzwischen auf 20 Prozent der Originalgröße geschrumpft, sagte einer der Generäle. „Gaddafis Tage sind gezählt.“ (dpa/rtr)