Oder ist es wieder nur ein Trick, um Zeit zu gewinnen? Nach Gewaltausbrüchen in Flüchtlingslagern gibt es Tote. Libyens Rebellen stellen Forderungen.

Tripolis/Madrid. Die libysche Regierung von Machthaber Muammar al-Gaddafi hat Spanien zufolge einen Waffenstillstand im Bürgerkrieg des nordafrikanischen Landes vorgeschlagen. Es sei ein Schreiben des libyschen Ministerpräsidenten Al-Baghdadi al-Mahmudi eingegangen, sagte ein Sprecher der spanischen Regierung am Donnerstag. „Alle sehnen sich eine Einigung herbei“, sagte er. „Aber zuerst müssen gewisse Schritte vollzogen werden, und bislang wurden sie nicht gemacht.“

Auch andere Staaten sollen das Schreiben erhalten haben. Spanien gehörten zu den Nato-Staaten, die auf der Grundlage einer Uno-Resolution die Truppen von Machthaber Gaddafi angreifen. Während des seit drei Monaten anhaltenden Konflikts hat dessen Regierung schon mehrere Vorschläge für ein Ende der Kämpfe vorgelegt. Die Rebellen lehnen jede Einigung ab, die nicht einen Rücktritt des seit mehr als vier Jahrzehnten herrschenden Staatschefs beinhaltet.

Die Rebellen rechnen nach einem Sturz Gaddafis mit einer Übergangszeit von bis zu zwei Jahren, in der Wahlen organisiert und eine neue Verfassung ausgearbeitet werden sollen. Das sagte der stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Übergangsrats der Rebellen, Abdel Hafidh Ghoga, am Donnerstag in Bengasi und zog damit eine frühere Zusage über einen sechsmonatigen Übergang zur Demokratie zurück.

Ghoga erklärte, innerhalb von ein bis zwei Jahren nach einem Sturz Gaddafis werde die Opposition einen Verfassungsrat einberufen und danach ein Referendum über das Dokument abhalten. Außerdem sollten politische Parteien gebildet und schließlich Parlamentswahlen organisiert werden. Allerdings wurde auch schon Kritik am Übergangsrat laut. So vermuteten einige Oppositionsanhänger, die Mitglieder des Rates wollten sich länger an der Macht halten.

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Derweil eskaliert die Lage in den Flüchtlingslagern an der libysch-tunesischen Grenze. Laut „Ärzte ohne Grenzen“ gibt es einen Ausbruch von Gewalt. Aufgrund von Spannungen seien seit Sonntag im Übergangslager Choucha mindestens sechs Menschen gestorben, zahlreiche weitere wurden verletzt, bis zu 400 Zelte fielen Bränden zum Opfer, teilte die Hilfsorganisation in Berlin mit. In dem Lager befänden sich derzeit mindestens 4000 Flüchtlinge ohne jede Perspektive auf Rückkehr in ihre Heimatländer. Seit Beginn des Libyen-Konfliktes im Februar sind Schätzungen zufolge 800.000 Menschen aus dem Land geflohen. (rtr/dapd/KNA)