Kriminelle fällen am Elbhang immer wieder Bäume um durch freien Blick den Wert der Häuser zu steigern - dieses Mal sogar in einem Park.

Ottensen. Einen Fall von offensichtlich besonders dreistem Baumfrevel will das Bezirksamt Altona jetzt mit einer Öffentlichkeitsaktion aufklären. Seit zehn Jahren fällen Unbekannte im Donners Park in Ottensen immer wieder Bäume oder beschädigen sie stark, indem sie Eisenbolzen ins Holz hauen. "Zweimal im Jahr seit zehn Jahren geht das so", sagt Bezirksamtssprecher Nils Fischer. Zuletzt Anfang der Woche: Eine Anwohnerin habe nachts das Geräusch einer Motorsäge gehört und die Polizei alarmiert.

Die fand dann nur drei größere abgesägte Ahornbäume vor. Immer wieder lasse das Bezirksamt in dem Park neue Bäume anpflanzen nach solchen Attacken, immer wieder würden Unbekannte sie abholzen oder beschädigen. Bezirkssprecher Fischer: "Das ist wie ein Kampf gegen Windmühlen." Inzwischen sei dadurch ein Schaden von gut 100.000 Euro entstanden, vermutet das Amt, das jetzt die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche nach dem Baumfrevler bittet. Auch eine Strafanzeige gegen Unbekannt ist gestellt.

Wer hinter den Baumfällaktionen steckt, lasse sich aber bisher nicht beweisen, so Fischer. Auffällig sei aber, dass die Bäume immer wieder direkt hinter einem bestimmten Haus an der Elbchaussee gefällt werden, wo sie möglicherweise die Sicht auf die Elbe versperren. Eigentümer des schmucken Hauses mit Blick auf Park und Elbe ist eine Eigentümergemeinschaft von elf Parteien.

Sollte sich der Baumfrevel nachweisen lassen, droht dem Bezirksamt zufolge ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro pro Baum sowie Schadensersatz für die Ersatzanpflanzungen.

Passanten im Donners Park sind entrüstet. "Wenn hier wirklich Bäume gefällt werden, damit jemand eine bessere Sicht hat, finde ich das blöd", sagt Svenja Wenzel (30). Anneliese Dürboth (77) ist die Abholzung nicht entgangen. "Ich gehe hier oft spazieren. Mir ist aufgefallen, dass in der Gegend hier immer wieder Bäume verschwinden."

Maren Zuschlag (54) fordert mehr Kontrollen und sagt: "Alle müssen darauf achten, dass hier niemand einfach Bäume fällt." Auch Nora Ebert (43) zeigt sich wütend: "Das geht gar nicht, dass hier irgendwelche Bonzen die Bäume fällen, nur um einen guten Blick zu haben. Die Natur gehört allen. Ich möchte, dass die Bäume erhalten bleiben."

Die Polizei hingegen ist machtlos. "Wir reagieren natürlich wenn uns jemand anruft. Es muss aber jemand Bescheid geben, damit wir kommen", sagt Polizist Ulrich Jäger.

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Dass Bäume widerrechtlich am attraktiven Elbhang gefällt werden, ist keine Seltenheit. Vor allem bei Neu- oder Umbauten wird im Hamburger Westen offenbar schnell mal zur Motorsäge gegriffen, um mehr Raum für Parkplätze oder eine bessere Sicht auf die Elbe zu bekommen.

"Mehrere Dutzend Fälle pro Jahr" registriert das Bezirksamt, das dafür eigentlich eine Genehmigung verlangt und nur in Ausnahmefällen erteilt. Etwa, wenn ein Baum erkrankt ist. Meist geschehen solche Fällungen aber auf privatem Grund, so Fischer.

"Dass hier jemand dazu immer wieder in einen öffentlichen Park geht, ist schon ziemlich unglaublich", sagt der Sprecher des Amtes.