Fraktionschef Schira zweifelt an Goetsch-Modell. Goetsch habe die CDU in die politische Willensbildung nicht eingebunden.

Hamburg. In der schwarz-grünen Koalition zeichnet sich ein neues Konfliktfeld ab. CDU-Bürgerschafts-Fraktionschef Frank Schira hat das Vorgehen der GAL-geführten Schulbehörde bei der geplanten Einführung eines 24-Punkte-Notensystems scharf gerügt. "So geht es nicht", sagte Schira nach Informationen des Abendblatts in der internen Fraktionssitzung.

Der Christdemokrat kritisierte, dass Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) schon weitgehend Fakten geschaffen habe, ohne dass der Koalitionspartner in die politische Willensbildung eingebunden war. Die Behörde hatte am Wochenende eine Fachtagung mit rund 150 Experten aus Schule, Wissenschaft und Wirtschaft abgehalten. Dabei stellte sich das 24-Punkte-System als Favorit anstelle der hergebrachten sechs Schulnoten heraus.

Die 24er-Skala soll eine direkte Vergleichbarkeit zwischen den Leistungsniveaus herstellen. So entsprechen zum Beispiel 14 Punkte bei einem Hauptschulabschluss einer Eins. In der Oberstufe - also auf Gymnasialniveau - wären 14 Punkte aber nur eine Vier.

In der CDU gibt es Bedenken hinsichtlich der Praktikabilität des neuen Systems. Er frage sich, so Schira vor der CDU-Fraktion, ob das System wirklich jeder verstehen könne. In einem Punkt sind die Christdemokraten absehbar jetzt schon anderer Meinung als Senatorin Goetsch. Es sei nicht nötig, ein völlig neues Notensystem für alle Schulen zu machen, so Schira sinngemäß. Konkret: An den Gymnasien möchte die CDU nichts ändern. Dagegen wird anerkannt, dass für die neuen Stadtteilschulen ein Bewertungsraster geschaffen werden muss, das eine direkte Vergleichbarkeit zwischen den drei Leistungsniveaus (Haupt-, Realschule und Gymnasium) ermöglicht.

Kritik kommt auch vom Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung (AGA). "Die geplante Einführung des 24-Punkte-Einheitssystems ist überflüssig und bindet erneut Ressourcen an der falschen Stelle", sagte AGA-Präsident Hans Fabian Kruse. Das System führe nicht zu mehr Transparenz bei der Beurteilung von Schulabschlüssen. "Wer Auszubildende und Mitarbeiter einstellt, weiß, welche Unterschiede es bei Haupt-, Real- und Gymnasialabschlüssen gibt", so Kruse.

Der AGA-Präsident befürchtet außerdem, dass das Punktesystem die Leistungsbeurteilung durch die Lehrer komplizierter macht, etwa bei Klassenarbeiten und Referaten. Schließlich fragt Kruse, welchen Sinn ein neues System habe, wenn bei Abschlusszeugnissen oder dem Wechsel in ein anderes Bundesland weiterhin die klassischen Noten vorgeschrieben seien.

Die Schulbehörde strebt eine Vereinheitlichung der Notengebung an. Bislang existieren drei Systeme nebeneinander: Zum einen gibt es das klassische Notensystem mit der Skala von Eins bis Sechs, das allen vertraut ist. Zweitens wurde an den bisherigen Gesamtschulen in der Sekundarstufe I mit A- und B-Noten im Rahmen von Eins bis Sechs operiert, die die unterschiedlichen Leistungsniveaus anzeigten. Viele sind mit dieser Einteilung nicht mehr zufrieden. Dennoch wird an einigen der neuen Stadtteilschulen nach diesem Notenschema gearbeitet - schon in Ermangelung eines anderen. In der gymnasialen Oberstufe hat sich drittens das bundesweit einheitliche 15-Punkte-Schema etabliert.

Es gibt weitere Vorschläge für ein einheitliches Notensystem. Eine Idee ist, drei parallele Sechser-Skalen für die Stadtteilschule zu schaffen. Dann entspräche eine Zwei auf Hauptschulniveau einer Vier auf Realschul- und einer Fünf auf Gymnasialniveau. Eine Hauptschul-Eins ist eine Realschul-Drei und eine Gymnasial-Vier und so fort.

Für Missstimmung auf der Fachtagung der Behörde sorgte nach Abendblatt-Informationen, dass dieser Vorschlag einer Dreifach-Skala nicht in die Abschlussberatung einbezogen wurde, obwohl eine Arbeitsgruppe sich mit Mehrheit dafür ausgesprochen hatte.