Hamburg hat 52 Schulen unter Schutz gestellt, um historische Bauten von Fritz Schumacher, Albert Erbe und Fritz Höger zu erhalten.

Hamburg. An fünf Tagen pro Woche sitzen Schüler in ihren Klassenräumen, und vielleicht nur einmal in ihrem Leben werden sie in der Elbphilharmonie einem Konzert lauschen. Ein übertriebener Vergleich? Mag sein. Doch genau so empfinden im Moment viele Schulleiter die Verhältnismäßigkeit, wenn es um die Verteilung von Mitteln für öffentliche Bauten geht. "Ich habe schon seit Jahren morsche Fenster und ein undichtes Dach bemängelt. Wenn es regnet, müssen wir oben Wannen aufstellen, damit nicht noch mehr Feuchtigkeit ins Gebäude dringt", sagt Andreas Jäger, Schulleiter am Gymnasium Alstertal in Fuhlsbüttel.

Der imposante Fritz-Schumacher-Bau von 1924 hat mit der Zeit Risse bekommen. "Ursprünglich war eine großflächige Sanierung für 8,3 Millionen Euro geplant. Jetzt wird nur das Nötigste getan", sagt Jäger. Wer sich heute die Klassenzimmer an Hamburger Schulen ansieht, dem graut es: Der Putz fällt von den Wänden, manche Räume sind von Schimmel zerfressen, das Mobiliar ist schäbig. Ein ideales Lernumfeld sieht anders aus. Häufig greifen Schüler, Lehrer und Eltern dann selbst zum Pinsel, um zumindest ein bisschen Farbe in den Unterricht zu bringen. Das soll nun ein Ende haben - zumindest, wenn es nach den Plänen des Denkmalschutzamtes geht.

Gerade hat das Amt 52 Schulen unter Schutz gestellt, um historische Bauten von Fritz Schumacher, Albert Erbe und Fritz Höger zu erhalten - mit allen Konsequenzen, die ein anerkanntes Denkmal mit sich bringt. "Es geht nicht nur um die Verschönerung der Bauten, sondern auch darum, dass die richtigen Techniken und Materialien verwendet und dauerhafte Maßnahmen ergriffen werden", sagt Katrin Meyer vom Denkmalschutzamt. Auch pädagogisch sei das Projekt wertvoll.

Neben der Denkmal-Plakette, die die Schulen nun ziert, sollen Schautafeln die Historie erläutern: "Die Schüler sollen auf diese Weise Kontakt mit der Schulgeschichte bekommen."

Allerdings fehlt Geld für die Umsetzung. Vor Kurzem war ein Mitarbeiter des Amts an der Schule, um eine Liste mit baulichen Merkmalen zu erstellen. Die originale grüne Wandfarbe kam dabei ebenso zum Vorschein wie die Erkenntnis, dass die riesigen Flure in keinem Verhältnis zu den winzigen Klassenzimmern stehen. Die Architekten Dose und Stich, die vor drei Jahren schon den Mensa-Neubau entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt an das Gebäude-Ensemble angepasst hatten, wollten auch die Raumgrößen sinnvoller gestalten. Für den großen Wurf ist nun aber kein Geld da. Dennoch ist der Schulleiter mit der Zusammenarbeit von Schule und Denkmalschutzamt zufrieden. "Ich freue mich, dass die Sanierung nun im November beginnt, wenn auch in deutlich geringerem Rahmen als ursprünglich geplant." Immerhin bestehen für das Gymnasium Alstertal konkrete Pläne. Das gilt längst nicht für jede Schule. An nur vier der insgesamt 52 Schulen sind bislang Maßnahmen geplant. Meist werden marode Fenster ausgetauscht oder Dächer repariert.

Ein regelrechter Problemfall ist beispielsweise die Schule Weidenstieg 29. Wegen des schlechten Zustands musste der Betrieb vor zwei Jahren auf die Schulen Telemannstraße und Schwenckestraße verlagert werden.

Nun hoffen Schüler und Lehrer, möglichst bald in einen Neubau auf St. Pauli ziehen zu können. Auch in der Telemannstraße herrscht großer Sanierungsbedarf. Die Denkmalpflegerin Katrin Meyer: "Im Moment können wir nur Notsicherungsmaßnahmen ergreifen. Aber auch dafür werden wir eine langfristige Lösung finden."

Ein langer Atem - das ist es wohl, was die Schulleiter am nötigsten brauchen. Denn bis das personell und finanziell knapp besetzte Denkmalschutz-Team alle Maßnahmen aufgenommen und beschlossen hat, wird noch viel Putz von den Wänden rieseln.