Aufsichtsratschef nennt Verkaufsgerüchte “unwahr“ und “ohne Grundlage“. “Der Spiegel“ hatte über einen Verkauf an die Qatar Holding berichtet.

Essen. Entwarnung bei Karstadt: Der Essener Warenhauskonzern hat Berichten über eine drohende Zerschlagung des Traditionsunternehmens entschieden widersprochen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jared Bluestein erklärte gestern, Meldungen über einen geplanten Verkauf der Sportfilialen und der Premiumhäuser wie das Hamburger Alsterhaus und das Berliner KaDeWe seien "unwahr und entbehren jeglicher Grundlage". Auch den Arbeitnehmern lägen keine Hinweise vor, die auf einen Verkauf hindeuteten, sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft Ver.di.

"Der Spiegel" berichtete, Bluestein verhandele im Auftrag von Karstadt-Besitzer Nicolas Berggruen persönlich mit der Qatar Holding und dem kanadischen Familienunternehmen George Weston Limited über einen Verkauf der Premiumhäuser. Außerdem werde über eine Abgabe der Karstadt-Sporthäuser an den Konkurrenten Sportscheck nachgedacht. Bluestein wies die Darstellung zurück: "Nicolas Berggruen ist ein langfristig orientierter Investor und dementiert entschieden, dass Teile des Karstadt-Geschäfts verkauft werden sollen."

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Allerdings ist nicht zu übersehen, dass Karstadt auch zwei Jahre nach der Übernahme durch Berggruen noch eine Baustelle ist. Erst im Juli kündigte der Konzern den Abbau von 2000 Stellen bis Ende 2014 an. Karstadt plant zwar, insgesamt rund 400 Millionen Euro in die Modernisierung von rund 60 Warenhäusern zu investieren. Doch muss der Konzern das Geld selbst erwirtschaften. Bislang flossen deshalb erst rund 160 Millionen Euro in die Aufwertung der Filialen - zu wenig nach Auffassung vieler Fachleute.

Der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg rechnet deshalb trotz des Dementis früher oder später mit einer Zerschlagung der traditionsreichen Warenhauskette: "Der Verkauf der Premiumhäuser und der Sporthäuser wird so sicher kommen wie das Amen in der Kirche." Denn für Karstadt sei der Verkauf dieser Perlen "die naheliegendste Möglichkeit", an Geld zu kommen. Auf Dauer rechnet er ohnehin mit einem Zusammenschluss von Karstadt und dem Rivalen Kaufhof zu einer Deutschen Warenhaus AG. "Das bedeutet aber auch die Schließung etlicher Filialen und den Verlust Tausender Arbeitsplätze." (dapd/HA)