Filialen an der Mönckebergstraße, in Wandsbek und in Billstedt könnte Stellenabbau besonders hart treffen. Kritik an Konzernchef Jennings.

Hamburg. Unter den Hamburger Karstadt-Mitarbeitern wächst die Sorge um ihre Arbeitsplätze. Nach Abendblatt-Informationen befinden sich drei Filialen aus der Hansestadt auf einer Liste mit insgesamt 15 Häusern, in denen die Konzernleitung einen "erhöhten Handlungsbedarf" ausgemacht hat und die besonders stark durch den geplanten Abbau von insgesamt 2000 Stellen betroffen sein dürften.

Bei den Häusern handelt es sich um die größte Hamburger Filiale an der Mönckebergstraße, um das Karstadt-Haus in Wandsbek und um die Filiale in Billstedt. Aus dem norddeutschen Raum sind zudem die Warenhäuser in Lübeck und Celle betroffen.

Die 15 Häuser dürften vor allem in der ersten Welle des Stellenabbaus zu leiden haben, der bis Ende 2013 geplant ist. In diesem Zeitraum sollen bundesweit rund 430 Vollzeitstellen in den Warenhäusern wegfallen. In einer zweiten Phase bis Ende 2014 sollen dann noch einmal rund 900 Vollzeitstellen gestrichen werden. Zudem ist ein Personalabbau in der Hauptverwaltung in Essen vorgesehen. Die Schließung von Häusern steht aber nicht zur Debatte.

+++ Alsterhaus-Chef geht +++

Ein Karstadt-Sprecher wollte diese Informationen gestern nicht kommentieren. "Wie viele Stellen in welchen Häusern abgebaut werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht fest", sagte er. Im September werde man darüber mit den Arbeitnehmervertretern verhandeln.

Nach Einschätzung der Betriebsratsvorsitzenden von Karstadt an der Mönckebergstraße, Ursula Stolle, ist die Verunsicherung unter den rund 660 Beschäftigten der Filiale derzeit groß. "In den vergangenen zwei Jahren wurden bei uns bereits rund 100 Arbeitsplätze abgebaut, indem frei werdende Stellen nicht wieder besetzt wurden", sagte sie dem Abendblatt. "Sollte es jetzt erneut zu Stellenstreichungen kommen, werden wir uns dagegen wehren."

Klar ist, dass das große Warenhaus an der Mönckebergstraße schon seit Jahren unter der starken Konkurrenz im Bereich der Unterhaltungselektronik durch Saturn und große Onlinehändler zu leiden hat. Daher wird zum Jahresende auch die Multimedia-Abteilung in der Filiale weitgehend aufgelöst. Ähnliche Pläne gibt es - wie berichtet - auch für das Karstadt-Haus in Wandsbek. Im besonders wichtigen Mode- und Beautygeschäft soll sich Karstadt Mö aber trotz des immer stärkeren Wettbewerbs in der Hamburger City einigermaßen behauptet haben. Derzeit werden Verkaufsflächen gleich auf mehreren Stockwerken umgebaut, um Platz für die Präsentation neuer Marken wie French Connection zu schaffen. Konzernchef Andrew Jennings hatte jüngst angekündigt, dass im September auch Labels wie CK Jeans, New Look oder Lauren by Ralph Lauren Einzug in den Karstadt-Häusern halten sollen.

Insider bemängeln allerdings, dass die laufenden Umbaumaßnahmen in den Modeabteilungen die Verkäufe behindern und auf die Umsätze drücken. Zudem sind nicht alle Mitarbeiter im Unternehmen von der Zugkraft der neuen Marken überzeugt. Der Brite Jennings setze bei Einkäufen im Modebereich zu sehr auf sein altes Netzwerk in Großbritannien, heißt es aus Unternehmenskreisen. Viele der angeblich so zugkräftigen Marken seien bei den Karstadt-Kunden kaum bekannt.

Eine ganze Reihe hochrangiger Manager hat bei Karstadt wegen Querelen mit dem oft diktatorisch und unkommunikativ auftretenden Konzernchef den Dienst quittiert. So verließ Vertriebschef Andreas Boznar 2011 nach mehr als 30 Jahren den Konzern. Im November zog Einkaufschef Marco Schönen nach. Er soll sich nach Informationen des "Handelsblatts" geweigert haben, "containerweise Ladenhüter" auf der britischen Insel zu ordern. Mitte Mai hat Jennings die Einkaufsspitze nun mit der Britin Gillian Berkman neu besetzt, die wie der Konzernchef früher bei Harrods arbeitete. Allerdings ist sie vor allem Spezialistin für Schwangerschafts- und Babybedarf - ein Sortiment, das nur einen verschwindend kleinen Anteil der gesamten Karstadt-Verkäufe ausmacht.

Nach Einschätzung des Handelsexperten Thomas Roeb ist Jennings zwar ein ausgewiesener Handelsfachmann, allerdings nur wenig mit dem schwierigen deutschen Markt vertraut. Zudem seien die mangelnden deutschen Sprachkenntnisse des Briten auch nach eineinhalb Jahren an der Spitze des Konzerns ein Problem. "Jemand, der sprachlich völlig abgekoppelt ist, ist in seinen Unternehmungen eingeschränkt", sagt der Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Laut Roeb ist die notwendige Modernisierung des Unternehmens bislang kaum vorangekommen. "Karstadt ist nicht sehr weit über den Stand von vor anderthalb Jahren hinaus." Sollte nun nicht kräftig Geld in die Hand genommen werden, werde es wohl einen "langjährigen Verfallsprozess" geben, in dessen Verlauf immer wieder Personal abgebaut und Filialen geschlossen würden, so Roeb.