Das traditionell gute Verhältnis zwischen der Hamburger Handelskammer und dem Senat der Hansestadt scheint in der Diskussion um den Umzug der Universität in den Hafen Risse zu bekommen: Die Meinungen gehen hier nach wie vor deutlich auseinander. Erneut hat sich die Kammer gestern kritisch zu den Uni-Plänen von Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) geäußert. "Die Senatorin spricht von einem ergebnisoffenen Prozess, den kann ich nicht erkennen", sagte Handelskammer-Präses Frank Horch dem Abendblatt.

Die Kammer habe ein Papier vorgestellt, das eine Diskussionsgrundlage bieten sollte. "Dabei sind uns keine planungstechnischen Fehler vorzuwerfen, wie die Senatorin sagt", sagte Horch.

Für die Handelskammer stehe außer Frage, "dass sich die Universität entwickeln muss". Das Entscheidende dabei sei aber "eine Entwicklung zur Exzellenz und nicht nur in der Größe", sagte der Kammer-Präses. Die Pläne der Kammer hätten "eine Entwicklung zur Exzellenz mit den entsprechenden begleitenden baulichen Maßnahmen aufgezeigt." Ein Umzug sei dafür nicht zwingend nötig.

Dabei habe die Kammer in ihrem Papier sogar an die Flächen für sogenannte Spin-offs, also Existenzgründungen aus der Universität heraus, gedacht. "Natürlich muss auch unser Vorschlag nicht zu 100 Prozent stimmig sein, aber eine gemeinsame Diskussion hätte allen Beteiligten sehr geholfen."

Besonders empört zeigte sich Horch über die Äußerung von Oberbaudirektor Jörn Walter zum Hafenstandort Kleiner Grasbrook. Dort lagerten Autos, und er frage sich, ob das zukunftsträchtig sei, hatte Walter am Montag gesagt. "Das ist für die gesamte Hafenwirtschaft eine schlimme Aussage", sagte Horch. Schließlich gewinne der dort angesiedelte konventionelle Umschlag sogar an Bedeutung und sorge für besonders viele Arbeitsplätze.

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage sei die Entwicklung des Universalhafens noch wichtiger geworden. "Und dabei ist Fläche natürlich äußerst bedeutend." Wenn diese Hafenflächen nun umgewandelt würden, treffe man "das Herzstück der größten deutschen Hafenstadt".

Erneut kritisierte der Handelskammer-Präses, dass die Behörde mit der Überprüfung der Kammervorschläge nicht einen neutralen Gutachter beauftragt habe, sondern mit dem Architekturbüro gmp den Verfasser der Entwürfe für den Kleinen Grasbrook.