Restaurant: Im Arte Mu geht es südamerikanisch zu - die Köche haben also viel Freude am Würzen

Drei Jahre lang dampften DDR-Delikatessen in diesem Kellerlokal, ein weiter Weg von Mecklenburg-Vorpommern bis nach Südamerika: Die Wirtin des Arte Mu stammt aus Ecuador, heißt Ana María Murrieta (daher das Mu), sie malt gern und oft (daher das Arte), an den Wänden der Galerie hängen Bilder von ihr und internationalen Künstlern. Die Farben leuchten, der Gast hat das Gefühl, als sitze er in einem Gemälde, und die dritte Kunst ist das Singen - am Wochenende gibt's Karaoke, obwohl wir hier an der Beethovenstraße sind, mittwochs musizieren Könner, dazu Tapas für zehn Euro, gut.

Daniel Murrieta macht die Bar und führt die Geschäfte, Belen Murrieta und Herr Paco arbeiten in der Küche, und da ich beim Essen eher wenig wage, musste ich mich während meiner Besuche an das Fremde herantasten: Bratreis mit Tofu (4,90 Euro), Fischsuppe (sechs Euro), Teigtaschen (drei Euro), okay, die Spaghetti Napoli wollte ich weglassen, so ein Feigling bin ich nun doch wieder nicht. Die Köche haben Freude am Würzen, so soll das sein - Rind und Schwein, Grillmix und Huhn (6 bis 14 Euro) kann der Gast kombinieren mit Kartoffelpüree und Kochbanane, Bohnen und Linsen, Maissorten und Yucca-Knolle, viele Gerichte sind zubereitet nach Familienrezepten.

Auf der Karte steht auch Kassler, diese Fleischspeise habe ich bisher immer mit meiner Mutter aus Hamburg-Barmbek verbunden und nicht mit Ecuador. Das Exotische schmeckte ich besonders bei den Gambas in Kokossauce (12 Euro) und den ecuadorischen Kartoffelpuffern mit Spiegelei, Würstchen und Erdnusssoße (sechs Euro), zum Schluss ein Klassiker, der auf Spanisch nach mehr klingt - gelatina, flan en salsa de vainilla ist Wackelpudding mit Karamel und Vanilletunke.

Die Leute im Arte Mu trinken gern Schnaps und Cocktails, auch mal eine Apfelschorle, ein Bier vom Fass oder eine Tasse Kaffee, das Weinangebot unterteilt sich in einen Roten und einen Weißen (3,50 Euro für einen Viertelliter): Die Winzer in Ecuador sind noch am Üben und nicht auf einer Höhe mit den Kollegen aus Argentinien und Chile. Das Publikum besteht aus Lateinamerikanern, Deutschen und anderen Europäern, am Nebentisch saßen zwei Russinnen und bemalten ihre Fingernägel mit einer Ausdauer und Selbstvergessenheit, als wären sie tatsächlich das Fräulein Lusch, die Sekretärin bei den Ottifanten.

Mit ihren Luxushänden griffen sie dann zum Besteck und aßen den Pansen, meinen Respekt: Niemals werde ich den Schneid haben und Vormagenfetzen von Wiederkäuern probieren - auch wenn die Franzosen und Wolfram Siebeck sagen, dass keine Ahnung hat, wer diese Spezialität ablehnt.


Arte Mu Di-Fr ab 18.00, So 15.00-20.00, Winterhuder Weg 92 (Bus 25, 172), T. 25 49 50 58