Berlin. Das Erdbeben in Türkei und Syrien hat den Menschen alles genommen. Trotzdem nehmen die meisten Hilfsorganisationen nur Geldspenden an.

Durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien sind Tausende ums Leben gekommen, unzählige Menschen sind verletzt und obdachlos. Unter den Trümmern wird weiterhin nach Überlebenden gesucht. Gleichzeitig sind die Menschen den winterlichen Temperaturen schutzlos ausgeliefert. Die Versorgung gestaltet sich als schwierig, internationale Hilfsorganisationen sind im Einsatz.

Auch aus Deutschland möchten viele mit Sachspenden wie etwa Jacken, Decken oder Windeln helfen. Doch viele Hilfsorganisationen nehmen nur Geldspenden und keine Sach- oder Materialspenden an. Hilfsorganisationen wie "Medico International", "Aktion Deutschland hilft" oder "Ärzte ohne Grenzen" bevorzugen Geldspenden. Das hat mehrere Gründe.

Sachspenden: Transport ist teuer und kompliziert

Die Hilfsbereitschaft und Solidarität mit den vom Erdbeben betroffenen Gebieten in der Türkei und in Syrien ist groß. Das sorgt dafür, dass die Sammellager für Sachspenden quellen überquellen. Hilfsorganisationen müssen viele Ressourcen darauf verwenden, die Spenden nach Nützlichkeit zu sortieren. Bikinis, Sommerkleidung und Absatzschuhe brauchen die Menschen vor Ort gerade nicht. Und trotzdem berichten Hilfsorganisationen von genau solchen Spenden.

Die Sammlung und Sortierung der Sachspenden verursachen oftmals Kosten, die die Organisationen lieber für konkrete Maßnahmen verwenden würden. Außerdem müssen die Lieferungen den Zollvorgaben im Zielland entsprechen. Die oftmals langwierige Abfertigung und die damit verbundene Bürokratie kosten Zeit, die die Menschen vor Ort nicht haben.

Erdbeben in der Türkei: Bilder aus dem Katastrophengebiet

Türkei, Kahramanmaras: Ein Retter sucht nach dem Erdbeben in den Trümmern eines Gebäudes nach Überlebenden.
Türkei, Kahramanmaras: Ein Retter sucht nach dem Erdbeben in den Trümmern eines Gebäudes nach Überlebenden. © Mustafa Kaya/XinHua/dpa
Türkei, Hatay: Blick auf die Zerstörung im Stadtzentrum von Hatay.
Türkei, Hatay: Blick auf die Zerstörung im Stadtzentrum von Hatay. © IHA/AP/dpa
Elbistan, Türkei: Verwandte von Erdbebenopfern umarmen sich und versuchen, sich Halt zu geben.
Elbistan, Türkei: Verwandte von Erdbebenopfern umarmen sich und versuchen, sich Halt zu geben. © Mehmet Kacmaz/Getty Images
Trauer: Ein Erdbebenopfer wird in der Türkei von Verwandten geborgen.
Trauer: Ein Erdbebenopfer wird in der Türkei von Verwandten geborgen. © MUHAMMAD HAJ KADOUR / AFP
Türkei, Gaziantep:  Angehörige betrauern an einem grünen Sarg ein Erdbebenopfer.
Türkei, Gaziantep: Angehörige betrauern an einem grünen Sarg ein Erdbebenopfer. © Zein Al RIFAI / AFP
Freiwillige des türkischen Zentrums der niederländischen Stadt Den Haag bereiten Hilfsgüter für den Transport in den Süden der Türkei vor.
Freiwillige des türkischen Zentrums der niederländischen Stadt Den Haag bereiten Hilfsgüter für den Transport in den Süden der Türkei vor. © Phil Nijhuis/ANP/dpa
Ein syrisches Mädchen in den Trümmern.
Ein syrisches Mädchen in den Trümmern. © Bakr ALKASEM / AFP
Harim, Syrien: Ein Mann trägt ein Kind aus den Trümmern.
Harim, Syrien: Ein Mann trägt ein Kind aus den Trümmern. © Mohammed AL-RIFAI / AFP
Verzweiflung im syrischen Aleppo: Menschen sitzen auf den Trümmern eingestürzter Gebäude.
Verzweiflung im syrischen Aleppo: Menschen sitzen auf den Trümmern eingestürzter Gebäude. © Omar Sanadiki/AP/dpa
Aleppo, Syrien: Arbeiter entladen Hilfsgüter aus einem Flugzeug aus dem Iran.
Aleppo, Syrien: Arbeiter entladen Hilfsgüter aus einem Flugzeug aus dem Iran. © AFP
Bewohner der nordwestsyrischen Stadt Dschindires entdeckten das schreiende Kind, dessen Mutter es unter den Trümmern eines fünfstöckigen Wohnhauses, das durch das verheerende Erdbeben zerstört wurde, geboren hatte.
Bewohner der nordwestsyrischen Stadt Dschindires entdeckten das schreiende Kind, dessen Mutter es unter den Trümmern eines fünfstöckigen Wohnhauses, das durch das verheerende Erdbeben zerstört wurde, geboren hatte. © Uncredited/Verified UGC/AP/dpa
Syrien: Ein kleines Mädchen, das unter den Trümmern eines Hauses geboren wurde, wird in einem Inkubator in einem Kinderkrankenhaus behandelt.
Syrien: Ein kleines Mädchen, das unter den Trümmern eines Hauses geboren wurde, wird in einem Inkubator in einem Kinderkrankenhaus behandelt. © Ghaith Alsayed/AP/dpa
In Kahramanmaraş im Süden der Türkei wärmen sich Menschen an einem Lagerfeuer neben den zerstörten Gebäuden.
In Kahramanmaraş im Süden der Türkei wärmen sich Menschen an einem Lagerfeuer neben den zerstörten Gebäuden. © Adem ALTAN / AFP
Die türkische Regierung erbaute in Kahramanmaraş in der Türkei eine Zeltstadt für die Menschen, deren Wohnungen und Häuser zerstört wurden.
Die türkische Regierung erbaute in Kahramanmaraş in der Türkei eine Zeltstadt für die Menschen, deren Wohnungen und Häuser zerstört wurden. © OZAN KOSE / AFP
Mitarbeiter des Flughafens Nürnbergs verladen Stromgeneratoren, die für das Erdbebengebiet in der Türkei gespendet wurden.
Mitarbeiter des Flughafens Nürnbergs verladen Stromgeneratoren, die für das Erdbebengebiet in der Türkei gespendet wurden. © Daniel Karmann/dpa
In einer Turnhalle im türkischen Kahramanmaraş gehen Menschen an Erdbebenopfern vorbei.
In einer Turnhalle im türkischen Kahramanmaraş gehen Menschen an Erdbebenopfern vorbei. © OZAN KOSE / AFP
Syrien, Jinderis: Trauernde begraben Familienmitglieder, die bei dem Erdbeben ums Leben gekommen sind, auf einem Friedhof.
Syrien, Jinderis: Trauernde begraben Familienmitglieder, die bei dem Erdbeben ums Leben gekommen sind, auf einem Friedhof. © Ghaith Alsayed/AP/dpa
Weltweite Anteilnahme: Schulkinder in Amritsar in Indien halten Plakate und Kerzen während einer Mahnwache für die Opfer des verheerenden Erdbeben.
Weltweite Anteilnahme: Schulkinder in Amritsar in Indien halten Plakate und Kerzen während einer Mahnwache für die Opfer des verheerenden Erdbeben. © XinHua/dpa
Rauch steigt aus brennenden Containern im Hafen der erdbebengeschädigten Stadt Iskenderun.
Rauch steigt aus brennenden Containern im Hafen der erdbebengeschädigten Stadt Iskenderun. © Serdar Ozsoy/Depo Photos/AP/dpa
Osmaniye in der Türkei: Autos liegen unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes.
Osmaniye in der Türkei: Autos liegen unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes. © Khalil Hamra/AP/dpa
Ein Mann plündert einen Markt in der türkischen Stadt Iskenderun (Provinz Hatay).
Ein Mann plündert einen Markt in der türkischen Stadt Iskenderun (Provinz Hatay). © Efekan Akyuz/IMAGO
In einem Raum der Kultur- und Sozialinitiative für Kinder und Jugendliche Stuttgart sortieren Hilfskräfte Kleidungsstücke für Menschen in der Türkei und Syrien.
In einem Raum der Kultur- und Sozialinitiative für Kinder und Jugendliche Stuttgart sortieren Hilfskräfte Kleidungsstücke für Menschen in der Türkei und Syrien. © Christoph Schmidt/dpa
Ein Foto aus Aleppo: Baumaschinen kommen zum Einsatz, um die Trümmer zu beseitigen.
Ein Foto aus Aleppo: Baumaschinen kommen zum Einsatz, um die Trümmer zu beseitigen. © IMAGO/SNA
Ersthelfer versorgen Verletzte in Hatay in der Türkei.
Ersthelfer versorgen Verletzte in Hatay in der Türkei. © BULENT KILIC / AFP
Türkei, Malatya: Hier wurde eine Moschee zerstört. Das winterliche Wetter erschwert die Rettungsarbeiten zusätzlich.
Türkei, Malatya: Hier wurde eine Moschee zerstört. Das winterliche Wetter erschwert die Rettungsarbeiten zusätzlich. © Uncredited/DIA Images/AP/dpa
In Syrien führen Zivilisten und Mitglieder des syrischen Zivilschutzes Such- und Rettungsmaßnahmen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes durch.
In Syrien führen Zivilisten und Mitglieder des syrischen Zivilschutzes Such- und Rettungsmaßnahmen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes durch. © Anas Alkharboutli/dpa
Im syrischen Jandaris trägt ein Mann den Leichnam seines toten Sohns aus den Trümmern.
Im syrischen Jandaris trägt ein Mann den Leichnam seines toten Sohns aus den Trümmern. © Bakr ALKASEM / AFP
Zahlreiche Länder haben Hilfe angekündigt. Diese Hilfsgüter sollen aus Berlin in die Türkei entsendet werden.
Zahlreiche Länder haben Hilfe angekündigt. Diese Hilfsgüter sollen aus Berlin in die Türkei entsendet werden. © Paul Zinken/dpa
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Insbesondere bei medizinischen Spenden wie Medikamenten oder Verbänden gibt es bestimmte Standards, die viel gespendetes Material nicht erfüllt. Hilfsorganisationen kaufen deshalb Material lieber vor Ort ein und verteilen es direkt weiter. Wichtige Ressourcen können so durch Geldspenden geschont werden.

Fehlende Ortskenntnis: Für Reis braucht man einen Topf

Private Sachspender kennen außerdem nicht die genauen Gegebenheiten vor Ort. Bei Lebensmittelspenden ist es beispielsweise nicht gesichert, ob die notleidenden Menschen auch die Mittel zur Zubereitung haben. Bei einem Erdbeben liegt das Kochgeschirr oft unter den Trümmern.

Darüber hinaus müssen Hilfsgüter gerecht an die Menschen und Familien verteilt werden können. Bei privaten Spenden ist das oft nicht möglich, weil die Pakete nicht vereinheitlicht sind. Spenden sollten möglichst auf die Bedürfnisse der Familien zugeschnitten sein.

Wenn Gebrauchsmittel erst vor Ort beschafft werden, stärkt das auch die lokale Wirtschaft. Bewohnern soll schnell wieder ein eigenes Einkommen ermöglicht werden, damit keine längerfristigen wirtschaftlichen Schäden entstehen. Mit kostenlosen Hilfslieferungen aus anderen Ländern können lokale Händler nicht mithalten.

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Fazit: Sachspende nur nach Aufforderung

Obwohl Sachspenden in vielen Fällen hilfreich sein können, sollte unbedingt nur auf einen direkten Spendenaufruf von Hilfswerken reagiert werden. Nur sie können einschätzen, ob und unter welchen Bedingungen sich Sachspenden lohnen. Ansonsten gilt: Geldspenden können von den Hilfsorganisationen flexibler genutzt werden, vermeiden Transportkosten und ermöglichen zielgerichtete Hilfe. (os)