Naturkatastrophe

Erdbeben-Opfer: Vater hält Hand seiner toten Tochter

| Lesedauer: 3 Minuten
Erdbeben in der Türkei und Syrien: Internationale Hilfe gestaltet sich schwierig

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Internationale Hilfe gestaltet sich schwierig

Nach dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit mehr als 6200 Todesopfern drängt die Zeit bei der Bergung von Verschütteten und der Versorgung der Überlebenden. Die internationalen Hilfen sind bereits im großen Stil angelaufen. Auch aus Deutschland sind erste Katastrophenhelfer bereits in der Türkei eingetroffen.

Video: Katastrophe, Unglück
Beschreibung anzeigen

Die Bilder aus der Türkei gehen um die Welt. Für viele Menschen kommt jede Rettung zu spät. Hancers Tochter stirbt in den Trümmern.

Berlin. Am Tag nach den Erdbeben sind ganze Straßenzüge verwüstet. Tausende Gebäude sind eingestürzt, Retter versuchen Überlebende zu befreien, doch für viele kommt jede Hilfe zu spät. Mesut Hancers Tochter ist eine davon. Die fünfzehnjährige Irmak wurde unter den Trümmern begraben und starb. Ihr Vater sitzt zwischen den eingestürzten Überresten des Hauses und hält die Hand der verstorbenen 15-Jährigen.

Das Bild, das der AFP-Fotograf Adem Altan schoss, geht um die Welt. Medien aus Großbritannien, den USA und Lateinamerika berichten über Hancer und seine Tochter Irmak. Wie Mesut Hancer geht es vielen in der Türkei und Syrien. Zwei Tage nachdem drei Erdbeben, das heftigste mit einer Stärke von 7,8, die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert haben, sind noch immer zahlreiche Menschen vermisst und verschüttet. Die Zahl der Toten steigt weiter.

Erdbeben: Mehr als 8000 Tote, Zehntausende verletzt

Am Mittwochmorgen meldet das türkische Gesundheitsministerium mehr als 8100 Tote. Zehntausende sind verletzt und auch am Mittwoch graben sich Rettungskräfte weiter durch die Trümmer. Das Winterwetter erschwert diese Rettungsarbeiten und Tausende Menschen sind gezwungen bei Regen und Schnee draußen zu campieren. Ihre Häuser gibt es nicht mehr.

Doch für manche gibt es noch Hoffnung: Rettungskräfte haben in der Südosttürkei eine Frau 52 Stunden nach dem schweren Erdbeben lebend unter den Trümmern geborgen. Bilder des Senders "Ntv" zeigten am Mittwoch, wie die Einsatzkräfte in der Provinz Kahramanmaras die Frau auf einer Trage zum Krankenwagen trugen. Sie ist demnach 58 Jahre alt und aus einem eingestürzten Hotel geborgen worden.

Türkei und Syrien: Drittländer senden Hilfen

Angesichts des Elends und der Zerstörung sind weltweit Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen angelaufen. Zahlreiche Staaten haben die Entsendung von Einsatzkräften und die Bereitstellung von Hilfsgeldern zugesagt. Auch Deutschland will helfen, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefonierte am Dienstag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und sagte ihm umfassende Unterstützung zu. Erdogan würdigte nach Angaben der Bundesregierung in dem Gespräch die internationale Unterstützung, „insbesondere auch diejenige aus Deutschland“.

Auch der türkische Botschafter in Berlin, Ahmet Başar Şen, dankte Deutschland und Europa für die schnelle Hilfe. Die Türkei brauche im Moment vor allem “spezialisierte Teams und medizinische Hilfsteams, die sich an Such- und Rettungsmaßnahmen beteiligen können„. Auch Notunterkünfte und Medikamente sowie Winterkleidung würden gebraucht.

Syrien: Region von Bürgerkrieg zusätzlich belastet

Verlangsamt werden die Hilfsbemühungen derzeit durch die Bedingungen vor Ort: In beiden Ländern ist die Infrastruktur zerstört, Flughäfen in der Region sind geschlossen. Ein Wintersturm hat zudem viele Straßen unpassierbar gemacht.

In Syrien kommt hinzu, dass das Land international geächtet ist und harten Sanktionen unterliegt. Zudem wird wegen des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs das Katastrophengebiet im Norden des Landes teils von Rebellen und teils von der Regierung beherrscht. Der Chef des syrischen Roten Halbmonds, Chaled Habubati, rief die USA und die Europäische Union zur Aufhebung ihrer Sanktionen und zu Hilfslieferungen auf.

Die USA erklärten, sie wollten zusammen mit Partnerländern Nothilfe auch für Syrien bereitstellen. Washington werde aber nicht mit der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad zusammenarbeiten, betonte US-Außenminister Antony Blinken. „Die Hilfe geht an das syrische Volk, nicht an das dortige Regime.“ Die syrische Regierung hatte zuvor versichert, dass Hilfsgüter auch in die nicht von Damaskus kontrollierten Gebiete des Landes weitergeleitet würden. (lro/dpa/AFP)