Berlin. Die Bilder aus der Türkei gehen um die Welt. Für viele Menschen kommt jede Rettung zu spät. Hancers Tochter stirbt in den Trümmern.

Am Tag nach den Erdbeben sind ganze Straßenzüge verwüstet. Tausende Gebäude sind eingestürzt, Retter versuchen Überlebende zu befreien, doch für viele kommt jede Hilfe zu spät. Mesut Hancers Tochter ist eine davon. Die fünfzehnjährige Irmak wurde unter den Trümmern begraben und starb. Ihr Vater sitzt zwischen den eingestürzten Überresten des Hauses und hält die Hand der verstorbenen 15-Jährigen.

Das Bild, das der AFP-Fotograf Adem Altan schoss, geht um die Welt. Medien aus Großbritannien, den USA und Lateinamerika berichten über Hancer und seine Tochter Irmak. Wie Mesut Hancer geht es vielen in der Türkei und Syrien. Zwei Tage nachdem drei Erdbeben, das heftigste mit einer Stärke von 7,8, die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert haben, sind noch immer zahlreiche Menschen vermisst und verschüttet. Die Zahl der Toten steigt weiter.

Erdbeben: Mehr als 8000 Tote, Zehntausende verletzt

Am Mittwochmorgen meldet das türkische Gesundheitsministerium mehr als 8100 Tote. Zehntausende sind verletzt und auch am Mittwoch graben sich Rettungskräfte weiter durch die Trümmer. Das Winterwetter erschwert diese Rettungsarbeiten und Tausende Menschen sind gezwungen bei Regen und Schnee draußen zu campieren. Ihre Häuser gibt es nicht mehr.

Erdbeben in der Türkei: Bilder aus dem Katastrophengebiet

Türkei, Kahramanmaras: Ein Retter sucht nach dem Erdbeben in den Trümmern eines Gebäudes nach Überlebenden.
Türkei, Kahramanmaras: Ein Retter sucht nach dem Erdbeben in den Trümmern eines Gebäudes nach Überlebenden. © Mustafa Kaya/XinHua/dpa
Türkei, Hatay: Blick auf die Zerstörung im Stadtzentrum von Hatay.
Türkei, Hatay: Blick auf die Zerstörung im Stadtzentrum von Hatay. © IHA/AP/dpa
Elbistan, Türkei: Verwandte von Erdbebenopfern umarmen sich und versuchen, sich Halt zu geben.
Elbistan, Türkei: Verwandte von Erdbebenopfern umarmen sich und versuchen, sich Halt zu geben. © Mehmet Kacmaz/Getty Images
Trauer: Ein Erdbebenopfer wird in der Türkei von Verwandten geborgen.
Trauer: Ein Erdbebenopfer wird in der Türkei von Verwandten geborgen. © MUHAMMAD HAJ KADOUR / AFP
Türkei, Gaziantep:  Angehörige betrauern an einem grünen Sarg ein Erdbebenopfer.
Türkei, Gaziantep: Angehörige betrauern an einem grünen Sarg ein Erdbebenopfer. © Zein Al RIFAI / AFP
Freiwillige des türkischen Zentrums der niederländischen Stadt Den Haag bereiten Hilfsgüter für den Transport in den Süden der Türkei vor.
Freiwillige des türkischen Zentrums der niederländischen Stadt Den Haag bereiten Hilfsgüter für den Transport in den Süden der Türkei vor. © Phil Nijhuis/ANP/dpa
Ein syrisches Mädchen in den Trümmern.
Ein syrisches Mädchen in den Trümmern. © Bakr ALKASEM / AFP
Harim, Syrien: Ein Mann trägt ein Kind aus den Trümmern.
Harim, Syrien: Ein Mann trägt ein Kind aus den Trümmern. © Mohammed AL-RIFAI / AFP
Verzweiflung im syrischen Aleppo: Menschen sitzen auf den Trümmern eingestürzter Gebäude.
Verzweiflung im syrischen Aleppo: Menschen sitzen auf den Trümmern eingestürzter Gebäude. © Omar Sanadiki/AP/dpa
Aleppo, Syrien: Arbeiter entladen Hilfsgüter aus einem Flugzeug aus dem Iran.
Aleppo, Syrien: Arbeiter entladen Hilfsgüter aus einem Flugzeug aus dem Iran. © AFP
Bewohner der nordwestsyrischen Stadt Dschindires entdeckten das schreiende Kind, dessen Mutter es unter den Trümmern eines fünfstöckigen Wohnhauses, das durch das verheerende Erdbeben zerstört wurde, geboren hatte.
Bewohner der nordwestsyrischen Stadt Dschindires entdeckten das schreiende Kind, dessen Mutter es unter den Trümmern eines fünfstöckigen Wohnhauses, das durch das verheerende Erdbeben zerstört wurde, geboren hatte. © Uncredited/Verified UGC/AP/dpa
Syrien: Ein kleines Mädchen, das unter den Trümmern eines Hauses geboren wurde, wird in einem Inkubator in einem Kinderkrankenhaus behandelt.
Syrien: Ein kleines Mädchen, das unter den Trümmern eines Hauses geboren wurde, wird in einem Inkubator in einem Kinderkrankenhaus behandelt. © Ghaith Alsayed/AP/dpa
In Kahramanmaraş im Süden der Türkei wärmen sich Menschen an einem Lagerfeuer neben den zerstörten Gebäuden.
In Kahramanmaraş im Süden der Türkei wärmen sich Menschen an einem Lagerfeuer neben den zerstörten Gebäuden. © Adem ALTAN / AFP
Die türkische Regierung erbaute in Kahramanmaraş in der Türkei eine Zeltstadt für die Menschen, deren Wohnungen und Häuser zerstört wurden.
Die türkische Regierung erbaute in Kahramanmaraş in der Türkei eine Zeltstadt für die Menschen, deren Wohnungen und Häuser zerstört wurden. © OZAN KOSE / AFP
Mitarbeiter des Flughafens Nürnbergs verladen Stromgeneratoren, die für das Erdbebengebiet in der Türkei gespendet wurden.
Mitarbeiter des Flughafens Nürnbergs verladen Stromgeneratoren, die für das Erdbebengebiet in der Türkei gespendet wurden. © Daniel Karmann/dpa
In einer Turnhalle im türkischen Kahramanmaraş gehen Menschen an Erdbebenopfern vorbei.
In einer Turnhalle im türkischen Kahramanmaraş gehen Menschen an Erdbebenopfern vorbei. © OZAN KOSE / AFP
Syrien, Jinderis: Trauernde begraben Familienmitglieder, die bei dem Erdbeben ums Leben gekommen sind, auf einem Friedhof.
Syrien, Jinderis: Trauernde begraben Familienmitglieder, die bei dem Erdbeben ums Leben gekommen sind, auf einem Friedhof. © Ghaith Alsayed/AP/dpa
Weltweite Anteilnahme: Schulkinder in Amritsar in Indien halten Plakate und Kerzen während einer Mahnwache für die Opfer des verheerenden Erdbeben.
Weltweite Anteilnahme: Schulkinder in Amritsar in Indien halten Plakate und Kerzen während einer Mahnwache für die Opfer des verheerenden Erdbeben. © XinHua/dpa
Rauch steigt aus brennenden Containern im Hafen der erdbebengeschädigten Stadt Iskenderun.
Rauch steigt aus brennenden Containern im Hafen der erdbebengeschädigten Stadt Iskenderun. © Serdar Ozsoy/Depo Photos/AP/dpa
Osmaniye in der Türkei: Autos liegen unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes.
Osmaniye in der Türkei: Autos liegen unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes. © Khalil Hamra/AP/dpa
Ein Mann plündert einen Markt in der türkischen Stadt Iskenderun (Provinz Hatay).
Ein Mann plündert einen Markt in der türkischen Stadt Iskenderun (Provinz Hatay). © Efekan Akyuz/IMAGO
In einem Raum der Kultur- und Sozialinitiative für Kinder und Jugendliche Stuttgart sortieren Hilfskräfte Kleidungsstücke für Menschen in der Türkei und Syrien.
In einem Raum der Kultur- und Sozialinitiative für Kinder und Jugendliche Stuttgart sortieren Hilfskräfte Kleidungsstücke für Menschen in der Türkei und Syrien. © Christoph Schmidt/dpa
Ein Foto aus Aleppo: Baumaschinen kommen zum Einsatz, um die Trümmer zu beseitigen.
Ein Foto aus Aleppo: Baumaschinen kommen zum Einsatz, um die Trümmer zu beseitigen. © IMAGO/SNA
Ersthelfer versorgen Verletzte in Hatay in der Türkei.
Ersthelfer versorgen Verletzte in Hatay in der Türkei. © BULENT KILIC / AFP
Türkei, Malatya: Hier wurde eine Moschee zerstört. Das winterliche Wetter erschwert die Rettungsarbeiten zusätzlich.
Türkei, Malatya: Hier wurde eine Moschee zerstört. Das winterliche Wetter erschwert die Rettungsarbeiten zusätzlich. © Uncredited/DIA Images/AP/dpa
In Syrien führen Zivilisten und Mitglieder des syrischen Zivilschutzes Such- und Rettungsmaßnahmen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes durch.
In Syrien führen Zivilisten und Mitglieder des syrischen Zivilschutzes Such- und Rettungsmaßnahmen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes durch. © Anas Alkharboutli/dpa
Im syrischen Jandaris trägt ein Mann den Leichnam seines toten Sohns aus den Trümmern.
Im syrischen Jandaris trägt ein Mann den Leichnam seines toten Sohns aus den Trümmern. © Bakr ALKASEM / AFP
Zahlreiche Länder haben Hilfe angekündigt. Diese Hilfsgüter sollen aus Berlin in die Türkei entsendet werden.
Zahlreiche Länder haben Hilfe angekündigt. Diese Hilfsgüter sollen aus Berlin in die Türkei entsendet werden. © Paul Zinken/dpa
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Doch für manche gibt es noch Hoffnung: Rettungskräfte haben in der Südosttürkei eine Frau 52 Stunden nach dem schweren Erdbeben lebend unter den Trümmern geborgen. Bilder des Senders "Ntv" zeigten am Mittwoch, wie die Einsatzkräfte in der Provinz Kahramanmaras die Frau auf einer Trage zum Krankenwagen trugen. Sie ist demnach 58 Jahre alt und aus einem eingestürzten Hotel geborgen worden.

Türkei und Syrien: Drittländer senden Hilfen

Angesichts des Elends und der Zerstörung sind weltweit Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen angelaufen. Zahlreiche Staaten haben die Entsendung von Einsatzkräften und die Bereitstellung von Hilfsgeldern zugesagt. Auch Deutschland will helfen, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefonierte am Dienstag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und sagte ihm umfassende Unterstützung zu. Erdogan würdigte nach Angaben der Bundesregierung in dem Gespräch die internationale Unterstützung, „insbesondere auch diejenige aus Deutschland“.

Eine Reihe starker Erdbeben hat viele Häuser in Syrien und der Türkei zerstört. Für Forscher war eine solche Katastrophe nur „eine Frage der Zeit“.
Eine Reihe starker Erdbeben hat viele Häuser in Syrien und der Türkei zerstört. Für Forscher war eine solche Katastrophe nur „eine Frage der Zeit“. © dpa | Khalil Hamra

Auch der türkische Botschafter in Berlin, Ahmet Başar Şen, dankte Deutschland und Europa für die schnelle Hilfe. Die Türkei brauche im Moment vor allem “spezialisierte Teams und medizinische Hilfsteams, die sich an Such- und Rettungsmaßnahmen beteiligen können„. Auch Notunterkünfte und Medikamente sowie Winterkleidung würden gebraucht.

Syrien: Region von Bürgerkrieg zusätzlich belastet

Verlangsamt werden die Hilfsbemühungen derzeit durch die Bedingungen vor Ort: In beiden Ländern ist die Infrastruktur zerstört, Flughäfen in der Region sind geschlossen. Ein Wintersturm hat zudem viele Straßen unpassierbar gemacht.

In Syrien kommt hinzu, dass das Land international geächtet ist und harten Sanktionen unterliegt. Zudem wird wegen des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs das Katastrophengebiet im Norden des Landes teils von Rebellen und teils von der Regierung beherrscht. Der Chef des syrischen Roten Halbmonds, Chaled Habubati, rief die USA und die Europäische Union zur Aufhebung ihrer Sanktionen und zu Hilfslieferungen auf.

Die USA erklärten, sie wollten zusammen mit Partnerländern Nothilfe auch für Syrien bereitstellen. Washington werde aber nicht mit der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad zusammenarbeiten, betonte US-Außenminister Antony Blinken. „Die Hilfe geht an das syrische Volk, nicht an das dortige Regime.“ Die syrische Regierung hatte zuvor versichert, dass Hilfsgüter auch in die nicht von Damaskus kontrollierten Gebiete des Landes weitergeleitet würden. (lro/dpa/AFP)