Die wegen Mordes angeklagte Amanda Knox und ihr mitverurteilter Ex-Freund haben vor Gericht ein weiteres Mal ihre Unschuld beteuert.

Perugia. Die wegen Mordes an einer britischen Studentin verurteilte Amerikanerin Amanda Knox hat in einem Berufungsgericht in der italienischen Stadt Perugia ihre Unschuld beteuert. „Ich bezahle mit meinem Leben für etwas, was ich nicht getan habe“, sagte die 24 Jahre alte Amerikanerin mit zitternder Stimme am Montag. Ihr mitverurteilter Ex-Freund Raffaele Sollecito äußerte sich ähnlich. Beim Eintreffen im Gerichtsgebäude machte die 24-jährige Knox einen angespannten Eindruck.

„Ich habe eine Freundin verloren auf die furchtbarste und unerklärlichste Art und Weise. Wenn ich an jenem Abend nicht bei Raffaele gewesen wäre, wäre ich heute tot genau wie Meredith“, sagte die schlicht gekleidete Knox und forderte das Gericht auf, ihr und Raffaele ihre „verdiente“ Freiheit wiederzugeben. Das von mehr als 400 internationalen Medienvertretern belagerte Geschworenengericht zog sich dann zu den Urteilsberatungen zurück. Die abschließende Entscheidung werde wohl kaum vor 20.00 Uhr am Abend bekanntwerden, erklärte der Vorsitzende Richter.

Die 24 Jahre alte Knox und ihr drei Jahre älterer italienischer Ex-Freund waren 2009 in einem der spektakulärsten Indizienprozesse der italienischen Geschichte wegen Mordes an einer britischen Studentin zu jeweils 26 beziehungsweise 25 Jahren Haft verurteilt worden. Seit November 2010 versuchen Knox und Sollecito, in einem Berufungsverfahren ihre Unschuld zu beweisen. Die Verteidiger plädierten auf Freispruch, weil die wichtigsten DNA-Beweise der Anklage nichtig seien, da bei der Spurensicherung wissenschaftliche Verfahren nicht angewendet wurden. Das habe ein unabhängiges Gutachten bestätigt. Die Staatsanwälte wiesen diese These zurück und forderten für Knox und ihren Ex-Freund eine lebenslange Haftstrafe. Beobachter und Medien rechneten zuletzt mit einem Freispruch. Lebenslang heißt in Italien im Unterschied zu Deutschland ohne zeitliche Begrenzung.

„Der einzige Beweis der Anklage, der Raffaele mit der Tat verbindet, hätte von Anfang an nicht benutzt werden dürfen“, betonte etwa Sollecitos Anwältin Giulia Bongiorno noch kurz vor der Urteilsverkündung. So seien undeutliche DNA-Spuren auf einem Büstenhalter des Opfers sichergestellt worden, der erst 46 Tage nach der Tat überhaupt gefunden worden sei. Auch die auf dem mutmaßlichen Mordmesser festgestellten DNA-Spuren Amandas seien offensichtlich verunreinigt, wie Rechtsmediziner festhielten. Man könne „mehrere genetische Profile“ darin erkennen. Am 2. November 2007 wurde die britische Austauschstudentin Meredith Kercher (21) mit durchschnittener Kehle, vergewaltigt, halbnackt und von Messerstichen und Verletzungen übersät in ihrer und Knox' gemeinsamer Wohnung in Perugia gefunden.

Vor zwei Jahren wurden Knox und Sollecito für schuldig erklärt, Kercher bei ausufernden Sexspielen getötet zu haben, weil die Britin nicht mitmachen wollte. Langweile und Drogengenuss hätten ebenfalls eine Rolle gespielt, hatte das Gericht in erster Instanz festgestellt. Ein Mittäter wurde in dem Mordfall in einem Schnellverfahren zu 16 Jahren wegen Beihilfe verurteilt. Er trat später als Belastungszeuge der Anklage auf.

Mit Material von dpa/dapd