In dem Fall gebe es immer noch viele Ungereimtheiten. Es ist unklar, ob die Bankiersgattin getötet wurde, weil ihr Mann das Lösegeld zu spät hinterlegte.

Heidenheim. Viele Ungereimtheiten im Fall Bögerl: Ein Jahr nachdem seine Frau in dem Entführungsfall ermordet wurde, hat sich ihr Mann das Leben genommen und sich erhängt. Eine Haushälterin fand den Witwer. Es gibt viele Spekulationen über die bereits vorher zerrüttete Ehe. Hat sich der Mann nun umgebracht weil er sich eine Schuld an dem Tod seiner Frau gibt? Er hatte das Lösegeld zu spät am vereinbarten Ort hinterlegt. Dabei ist völlig unklar ob Maria Bögerl nicht zurvor schon tot war.

Maria Bögerl war am 12. Mai 2010 aus ihrem Haus in Heidenheim entführt und anschließend ermordet worden. Kurz nach ihrem Verschwinden erhielt ihr Mann, Vorstandsvorsitzender einer örtlichen Bank, per Telefon eine Lösegeldforderung über 300.000 Euro. Die geplante Geldübergabe platzte jedoch. Die Entführte wurde drei Wochen später am 3. Juni 2010 erstochen in einem Waldstück entdeckt. Ihr Mann und die Kinder hatten sich zuvor in einem emotionalen Fernsehaufruf an die Entführer gewandt. Der Mörder wurde bis heute nicht gefasst.

In dem Mordfall gibt es viele Ungereimtheiten. Unter anderem ist nicht geklärt, ob Maria Bögerl bereits vor der geplanten Geldübergabe ermordet wurde. Schnell kursierten auch zahlreiche Theorien über die Rolle des Witwers bei der Geldübergabe und darüber, warum das Lösegeld nicht rechtzeitig zum geforderten Übergabezeitpunkt beschafft werden konnte.

Die Polizei sah sich infolge der Spekulationen veranlasst zu erklären, dass der Ehemann des Entführungsopfers das Lösegeld organisiert habe. Er habe sofort nach dem Anruf des Entführers die Polizei informiert und erklärt, die geforderte Summe entsprechend den Tätervorgaben bereitstellen zu können. Dies sei aber nicht rechtzeitig gelungen. Der Witwer hatte zuvor in einem Zeitungsinterview bestritten, darauf bestanden zu haben, das Geld selbst bereitzustellen und nicht von der Polizei besorgen zu lassen. Ein nicht benannter Ermittler hatte dies der Zeitung zufolge behauptet.

Bögerl hatte bei dem Anruf der Entführer kurz mit seiner Frau sprechen können. Sie sagte ihm, dass sie sich in Lebensgefahr befinde. Die Entführer hatten in dem Telefonat eine unrealistisch kurze Frist für die Geldübergabe von nur gut anderthalb Stunden gesetzt. Demnach sollten die 300 000 Euro bereits um 13.00 Uhr hinterlegt werden. Da Bögerl diese Vorgabe unmöglich erschien, bat er um einen Aufschub, woraufhin 14.00 Uhr als Übergabezeitpunkt festgelegt wurde. Das Geld wurde gut eine halbe Stunde zu spät an der vereinbarten Stelle hinterlegt.

Lokale Zeitungen verbreiteten indes Gerüchte, die Ehe habe als zerrüttet gegolten. Beide Eheleute hätten Affären gehabt. Es hieß sogar, der 56-jährige Bögerl, der Ende September vergangenen Jahres seine Arbeit als Vorstandsvorsitzender wieder aufnahm, sei unlängst Vater geworden. (dapd)