Bürokratische Hindernisse sollen nach Recherchen des “Stern“ der maßgebliche Grund für die gescheiterte Geldübergabe im Fall Bögerl sein.

Hamburg. Bürokratische Hindernisse sind der maßgebliche Grund, warum die Polizei Baden-Württemberg das geforderte Lösegeld für die entführte und später ermordete Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl nicht rechtzeitig beschaffte und die Geldübergabe platzte. Das berichtet das Hamburger Magazin "Stern" in seiner neuen Ausgabe.

Der Entführer hatte 300.000 Euro gefordert. Wenn Polizeibeamte Lösegeld beschaffen, sind sie angehalten, dies bei einer bestimmten Großbank mit Hauptsitz in Frankfurt zu tun. Deren Außenstellen hätten jedoch aufgrund der Zentralisierung der Bank weniger Bargeldreserven vor Ort. Dies, so berichtet der "Stern", waren die maßgeblichen Gründe, weshalb die zuständige Landespolizeibehörde in Stuttgart der Heidenheimer Polizeiführung am Entführungstag mitteilen musste, die Beschaffung des eforderten Lösegeldes sei nicht machbar. Die Zeit reiche nicht aus, um es nach Heidenheim zu bringen. Die Polizei hatte das Scheitern dagegen bislang mit den engen zeitlichen und inhaltlichen Vorgaben des Entführers begründet, der eine besondere Stückelung verlangt habe.

Da die Polizei selbst das Geld nicht zusammen bekommen hatte, musste die Beschaffung nach "Stern"-Recherchen über den Bankchef Thomas Bögerl laufen. Die Polizei wusste zu jedem Zeitpunkt, ob man in der Zeit liegt oder nicht. Doch erst etwa eine Dreiviertelstunde vor dem geforderten Übergabetermin wurde festgestellt, dass nur ein Teil des Lösegeldes vorliegt. In einem internen Vermerk schrieb die Polizei wenig später, der Mann der Entführten weigere sich, zum geforderten Zeitpunkt mit dem Teillösegeld und einer Nachricht an den Täter zum Übergabeort an der Autobahn A 7 zu fahren. Erst gegen 15 Uhr ist die ganze Summe laut dem Magazin vorhanden gewesen, eine regionale Filiale der speziellen „Polizeibank“ lieferte den Restbetrag schließlich doch. Die Polizei Heidenheim und das baden-württembergische Innenministerium wollten sich auf Anfrage des "Stern" nicht äußern.

Uwe Dolata vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sagte dem Magazin: „An der Beschaffung des Geldes darf ein Entführungsfall nicht scheitern. Eine Parallelbeschaffung durch die Polizei ist immer möglich.“

In der offiziellen Trauerfeier wollen am Mittwoch Angehörige, Freunde und Bürger der Stadt Abschied von Maria Bögerl nehmen. Am Mittwoch wird der Fall überdies ein zweites Mal in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ vorgestellt. Die Polizei erhofft sich davon weitere Hinweise auf einen mit einem Phantombild gesuchten möglichen Zeugen. Von bislang 2800 Hinweisen beziehen sich über 600 allein auf diesen Mann, wie ein Polizeisprecher am Dienstag mitteilte.