Die Polizei sucht nur noch bei konkreten Hinweisen nach Maria Bögerl. Der Entführer könnte ein Bankkunde sein, der sich am Ehemann rächen will.

Heidenheim. Die Polizei hat ihre großangelegte Suche nach der entführten Bankiersfrau Maria Bögerl vorerst eingestellt. „Wir haben alle Flächen durchsucht, die uns sinnvoll erschienen – es war ein unglaublich großes Gebiet. Doch leider wissen wir noch immer nicht, wo Frau Bögerl ist“, sagte der Heidenheimer Polizeisprecher Bernhard Kohn am Freitagmittag der Nachrichtenagentur DAPD. Einen „Bild“-Bericht, wonach Blutspuren in ihrem Auto Maria Bögerl zugeordnet werden konnten , wollte die Polizei nicht kommentieren.

Bis Donnerstagabend suchten Bereitschaftspolizisten, Hundeführer und viele weitere Helfer in rund 2.500 Personalschichten nach der entführten 54-Jährigen. „Dabei wurden Waldgebiete durchforstet sowie Steinbrüche, Höhlen, Hütten, Unterstände, Abflussrohre und Teiche durchsucht“, berichtete der Polizeisprecher. Auch Lauben, Kleingartensiedlungen und Campingplätte habe sich die Polizei vorgenommen.

Zusammen mit den per Hubschrauber überflogenen Gebieten seien mehrere hundert Quadratkilometer nach Bögerl abgesucht worden. „Wir haben uns bemüht, vollständig zu sein.“ Die für die Suche eingesetzten Bereitschaftspolizisten würden nun unmittelbar der Sonderkommission unterstellt. Bei neuen Hinweise könne die Suche jederzeit fortgeführt werden.

Inzwischen untersuchte die Polizei auch auffällige Bankkonten bei der Sparkasse Heidenheim; diese wird von Bögerls Ehemann Thomas geleitet. „Wir wollen nicht ausschließen, dass der Täter ein verschuldeter Bankkunde sein könnte, der sich an Thomas Bögerl rächen will“, erklärte der Polizeisprecher. Dieser Ansatz gehöre zur Suche nach einem Motiv für das Verbrechen.

Den Wagen der Mercedes A-Klasse von Maria Bögerl hatten Passanten am 14. Mai auf dem Parkplatz des Klosters Neresheim entdeckt. Wann genau das Auto dort abgestellt wurde, ist weiter unklar. Das Kloster ist rund 20 Kilometer von Heidenheim entfernt.

Frau des Sparkassendirektors Bögerl war am 12. Mai in den Morgenstunden im Stadtteil Schnaitheim im eigenen Auto entführt worden. Die Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ mit dem dramatischen Appell der Familie des Entführungsopfers brachte der Polizei zwar rund 100 neue Hinweise, aber offenbar keine heiße Spur.

Nach Ansicht eines Kriminalpsychologen haben die Entführer wahrscheinlich keinen Plan B. Die Tat sei einfach „schlicht geplant“ worden, sagte Professor Rudolf Egg: „Der oder die Täter melden sich vermutlich deshalb nicht mehr, weil sie nach der gescheiterten Übergabe keinen zweiten Plan haben.“Es sei gut möglich, dass sie bei der verabredeten Geldübergabe gestört wurden, sagte der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden. „Sie ist der heikelste Punkt bei einer Entführung, weil die Täter hier aus dem Verborgenen heraustreten müssen.“ Die meisten Entführungen würden genau daran scheitern.

Maria Bögerl war am Mittwoch vergangener Woche entführt worden. Kurz nach der Entführung scheiterte die telefonisch verabredete Lösegeldübergabe an der A 7. Seither gab es keinen Kontakt und auch kein Lebenszeichen mehr von der Frau.