Der in Neuseeland gestrandete Kaiserpinguin hat Sand mit Schnee verwechselt. Ärzte spülten seinen Magen aus, um den Vogel zu retten.

Wellington. Der antarktische Kaiserpinguin ist dehydriert und leidet unter Hitzeerschöpfung, darum kümmern sich Tierärzte in einem Zoo von Wellington um den Vogel, der an der Küste Neuseelands gestrandet war. Derzeit hängt der Pinguin am Tropf und erholt sich von zwei medizinischen Eingriffen. Ihm wurden die Kehle und der Magen ausgespült.

Der 81 Zentimeter große Vogel hatte zuvor Unmengen von Sand gefuttert in der Annahme, es sei Schnee, wie Experten vermuten. Pinguine in der Antarktis trinken den Schnee, um ihren Flüssigkeitsmangel auszugleichen. Doch immer noch ist nicht aller Sand aus dem Körper des schätzungsweise zehn Monate alten Vogels gespült worden, daher steht ihm am Montag ein weiterer medizinischer Eingriff bevor.

Der Kaiserpinguin machte einen gesunden Eindruck, als er am vergangenen Montag das erste Mal am malerischen Peka Peka Beach auf der Nordinsel Neuseelands gesichtet wurde. Die Aufruhr war groß, schließlich ist es 44 Jahre her, seit sich zuletzt ein wilder Kaiserpinguin nach Neuseeland verirrt hatte.

Doch im Laufe der Woche wurde der Kaiserpinguin, ob Männchen oder Weibchen ist noch unklar, immer lethargischer. Oft fiel er im nassen Sand um und die Behörden fürchteten, dass er ohne ihr Eingreifen nicht überleben würde.

Zehn Grad zu warm für den jungen Vogel

"Er wird am Strand nicht überleben, wenn wir ihn hierlassen“, sagte ein Programmmanager der neuseeländischen Umweltbehörde DOC, Peter Simpson. "Der öffentliche Druck ist zu groß.“

Der Pinguin hatte ab und an etwas Treibholz und sehr viel Sand gefressen, wahrscheinlich, weil er ihn für Schnee hielt, wie Experten sagen. Zudem war es mit zehn Grad sehr heiß für den an Minustemperaturen gewöhnten Vogel.

Die Mitarbeiter vom Wellington Zoo erklärten, der Pinguin sei dehydriert und leide an Hitzeerschöpfung. Am Freitag, als die Behörden sich zum Eingreifen entschlossen, habe er sich schon nicht mehr sehr viel bewegt, sagte ein Pinguinexperte.

Dem Pinguin wurde mit Wasser die Kehle ausgespült und anschließend auch der Magen. Eine dritte Prozedur ist für Montag geplant. Er blieb am Samstag an einer Tropfinfusion gegen die Austrocknung.

Für die 65 Kilometer lange Fahrt zum Zoo musste der Vogel noch nicht einmal ruhig gestellt werden, so erschöpft war er. Stattdessen trat er die Reise in einem Kübel mit Eis auf dem Rücksitz eines Lkw an.

Die Zukunft des Vogels ist ungewiss. Neuseeland hat keinen Zoo, der auf lange Sicht die Pflege eines Kaiserpinguins übernehmen kann, die 122 Zentimeter groß und 34 Kilogramm schwer werden können. Der Meerestierpark SeaWorld im kalifornischen San Diego hat schon angeboten, für das junge Tier zu sorgen.

"Einfach irgendwo falsch abgebogen“

"Er ist ein junger Vogel, der draußen schwamm und auf Futtersuche war und getan hat, was Pinguine eben so tun. Er ist einfach irgendwo falsch abgebogen“, sagte Lauren DuBois von Sea World in San Diego, der die einzige Kolonie von Kaiserpinguinen in Nordamerika hat. 30 Vögel leben hier bei minus vier Grad, täglich werden 2.270 Kilogramm Schnee in ihr Gehege geblasen.

Sechs Monate nach dem Schlüpfen macht sich ein junger Pinguin ins Meer auf und verbringt bis zu vier Jahre im Wasser, bevor er zu seiner Kolonie zurückkehrt. Die Vögel legten weite Strecken zurück, erklärte DuBois. "Was ungewöhnlich bei diesem Pinguin ist, ist, dass er an Land kam und jede Menge Aufregung verursacht hat. Alles über null Grad und sie (die Pinguine) werden gestresst.“

Am besten wäre es, wenn der Kaiserpinguin sich genügend erholen würde, um wieder in die Wildnis entlassen zu werden. Doch eine Rückkehr in seine Heimat, die Antarktis, ist – zumindest derzeit - nicht machbar. Es gibt keinen Transport zu dem Kontinent während des harschen Winters. Zudem befürchten Experten, dass sich der Pinguin beim Schwimmen in wärmeren Gewässern eine Infektion geholt haben könnte.

Schaulustige am Strand

Meist werden kranke Vögel für einen oder zwei Monate gepflegt, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden, wie eine Zoosprecherin erklärte. Tiere mit schweren Verletzungen müssten allerdings in Gefangenschaft bleiben.

Der Ausflug des Pinguins nach Neuseeland hat die Bevölkerung in seinen Bann gezogen: Schulklassen, Schaulustige und Medienvertreter kamen an den Strand, um den Pinguin zu sehen.

Christine Wilton, die Spaziergängerin, die den Pinguin am Montag entdeckt hatte, als sie ihren Hund Gassi führte, kam am Freitag, um sich von ihm zu verabschieden: "Ich freue mich so, dass für ihn gesorgt wird“, sagte sie. "Er musste von dem Strand weg. Er ist heute Morgen zwar aufgestanden, aber man konnte sehen, dass er nicht glücklich war.“

Von Nick Perry und Sue Manning