Die siebenjährige Marie-Jane war am Freitag als vermisst gemeldet worden. Am Sonnabend wurde die Schülerin tot in einem Waldstück gefunden.

Zella-Mehlis/Suhl. An einem Wanderweg im Thüringer Wald haben Spaziergänger am Sonnabendmorgen die Leiche eines siebenjährigen Mädchens entdeckt. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es ein Tötungsdelikt“, sagte der Suhler Polizeisprecher Eberhard Wagner. Ob die Siebenjährige getötet wurde oder ob es sich um einen Unfall handelt, sollte die Obduktion des Kindes am Sonnabendabend klären. Am Sonntag wollten Staatsanwaltschaft und Polizei bekanntgeben, wie das Mädchen gestorben ist.

Marie-Jane lag in einem Bachlauf. Die zierliche Schülerin aus Zella-Mehlis in der Nähe von Suhl wurde nur etwa 1,5 Kilometer entfernt von der Wohnung ihrer Mutter gefunden. Sie war komplett bekleidet mit einer tarnfarbenen Jacke und einer bunten Jeans. Ihr roter Schulranzen fehlte.

Der Tod der Grundschülerin sorgte in der Kleinstadt im Süden Thüringens mit etwa 11 500 Einwohnern für Entsetzen. Der Bürgermeister des staatlich anerkannten Erholungsortes sagte ein für den Abend geplantes Konzert auf dem Marktplatz ab, der verkaufsoffene Sonntag sei ebenfalls gestrichen worden. „Alle Leute sind geschockt“, sagte Rosemarie Otto aus einer stadtbekannten Konditorei am Telefon. „Es ist schon schlimm.“ Kunden hätten ihr über den schrecklichen Fund am Fuße des Ruppbergs berichtet. Der 866 Meter hohe Ruppberg ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und Einheimische.

Wie der Vorsitzende des Ruppbergvereins, Michael Haseney, berichtete, wurde die für den Abend geplante Sommersonnenwende-Feier auf dem Berg abgesagt. „Hier stehen einige unter Schock.“ Zu der traditionellen Veranstaltung kämen jährlich Hunderte Wanderer, doch an diesem Wochenende müsse das Fest ausfallen. Dass so etwas im „verschlafenen“ Zella-Mehlis passieren könne, damit habe keiner gerechnet, sagte Haseney.

Nach Angaben der Ermittler lebten Marie-Jane und ihre Mutter in geordneten Verhältnissen in einem Plattenbau. Das Mädchen besuchte die Grundschule in der Stadt. Das Kind war am Freitag gegen 16.00 Uhr nicht von der Schule nach Hause gekommen. Die alleinerziehende Mutter alarmierte gegen 19.00 Uhr die Polizei. Eine Suchaktion mit Hunden und einem Hubschrauber samt Wärmebildkamera blieb in der Nacht ohne Erfolg. Dutzende Beamte und Feuerwehrmänner waren im Einsatz.

Am Sonnabendmorgen hatte die Polizei ihre Suche fortgesetzt. Auch der Hubschrauber überflog wieder die Wälder um die Kleinstadt im Thüringer Wald. Zudem wurden Mitschüler und Angehörige des Mädchens befragt. Spaziergänger fanden die Siebenjährige schließlich in dem Bach, weitab ihres Heimwegs. Der Fundort wurde weiträumig abgesperrt. Die Kriminalpolizei sowie Mitarbeiter von Landeskriminalamt, Staatsanwaltschaft und Gerichtsmedizin sicherten Spuren, auch an der Leiche.

Vor sieben Jahren sorgte der Tod der kleinen Jessica in Südthüringen für Entsetzen. Die Sechsjährige war am 22. Juni 2004 nahe ihres Wohnorts Metzels (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) von einem vorbestraften Sexualtäter missbraucht und mit einem Schraubenzieher erstochen worden.